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Ernüchternder Rückrunden-Auftakt


NOFV-Oberliga Süd • 19. Spieltag

 

FC Grimma – FC Einheit Wernigerode  1:4 (0:2)

Grimma: Evers – Bartsch, Albert, T. Ziffert, Diermann – Schwarz (ab 46. Ronneburg), Tröger, Beiersdorf – Jackisch (ab 64. Spreitzer), Brand, Griesbach – Trainer: St. Ziffert

Wernigerode: Lohse – Raeck (ab 78. Dörnte), Wersig, Singbeil, Pillich – Lisowski (ab 70. Kuffner Sandri), Litzenberg (ab 78. Peszt), Farwig, Baro (ab 64. Sitzenstock) – Milushev (ab 64. Hildach), Friebe – Trainer: Deicke

Schiedsrichter: P. Drößler (Gotha) – Schiedsrichter-Assistenten: Butterich (Adelhausen), J. Drößler (Gotha) – Tore: 0:1 Milushev (12.), 0:2 Baro (17.), 1:2 Griesbach (82.), 1:3 Hildach (85., Foulstrafstoß – Tröger an Hildach), 1:4 Friebe (86.) – Gelbe Karten: Jackisch (Foulspiel – 50.) – Litzenberg (Foulspiel – 76.) – Reservebänke: Schiffel (Tor), Mattheus, Konzok, Walter – A. Helmstedt (Tor), Pohling – Zuschauer: 109 im Husaren-Sportpark zu Grimma

 

Grimma. Der FC Grimma hat seinen Rückrunden-Auftakt gründlich in den Sand gesetzt. Im heimischen Husaren-Sportpark unterlagen die Muldestädter dem FC Einheit Wernigerode mit 1:4 (0.2) und lieferten über die 90 Minuten eine mehr als enttäuschende Vorstellung ab. Die Gäste waren über die komplette Spielzeit die klar bessere Mannschaft, indem man gegenüber den Muldestädtern klare Vorteile in Sachen Handlungsschnelligkeit, Robustheit und Zweikampfintensität besaß und daher völlig verdient gewann. Demzufolge war FC-Trainer Steffen Ziffert nach dem Abpfiff restlos bedient. „Eine absolut ernüchternde Vorstellung meiner Mannschaft, Wernigerode hat es uns vorgemacht, wie man im Abstiegskampf agieren muss“, so der Grimmaer Coach. „So wie wir heute darf man sich nicht präsentieren – es hat so gut wie alles gefehlt. Ich hoffe, dass nun auch der Allerletzte begriffen hat, dass es für uns einzig und allein darum geht, die Klasse zu halten. Und diesbezüglich müssen wir schleunigst aus dem Quark kommen – schon am kommenden Wochenende in Neugersdorf sind wir daher absolut in der Pflicht.“

Dabei ließen die Grimmaer vor allem im ersten Durchgang alles vermissen, was im Abstiegskampf gefragt sein sollte. Von der ersten Minute an lief man nur hinterher, von einer gesunden Aggressivität und jeglicher Kampf- und Laufbereitschaft war überhaupt nichts zu sehen. Zwar hatten die Muldestädter den ersten Torabschluss zu verzeichnen, als Michel Schwarz nach einer Beiersdorf-Ablage knapp verzog (3.), doch das war es schon, was die Einheimischen offensiv in den ersten 45 Minuten zu bestellen hatten. Im Spiel nach vorn blieben die Ziffert-Schützlinge erschreckend harmlos und agierten im letzten Drittel ohne jegliche Durchschlagskraft. Ganz anders präsentierten sich die Gäste, die mit einfachem Fußball immer wieder für Gefahr sorgten und in ihren ganzen Aktionen deutlich präsenter wirkten. Nicht von ungefähr ging Wernigerode frühzeitig mit 2:0 in Führung – wobei die Gäste bei beiden Treffern von der völlig inkonsequenten Zweikampfführung der Gastgeber im Defensivbereich profitierten. Beim 0:1 sahen die Muldestädter artig zu, wie sich Dimitar Milushev den Ball an der Strafraumgrenze selbst mustergültig vorlegen konnte, um anschließend per platziertem Flachschuss jubelnd abzudrehen (12.). Fünf Minuten später konnte zunächst eine Flanke von Lucas Pillich nicht verhindert werden, anschließend ließ man den einlaufenden Bocar Baro aus den Augen, der per Direktabnahme zum 0:2 einnetzte (17.). „So wie wir beide Gegentreffer bekommen haben, hat das nichts mit Oberliga-Fußball zu“, traf Trainer Steffen Ziffert im Anschluss den Nagel auf den Kopf. Dabei hatten die Gastgeber in dieser Phase noch Glück, als ein Schuss von Maximilian Farwig  kurz nach dem 0:1 knapp über das Gebälk zischte (14.). Kurzum: Die Vorstellung der Muldestädter in den ersten 45 Minuten war absolut ernüchternd. Wernigerode hatte die vollständige Kontrolle über die Partie und war in allen Belangen überlegen. Kurz vor dem Seitenwechsel kamen die Gastgeber zwar noch einmal zu einer kurzen Torannäherung, doch nach Zuspiel von Sebastian Albert kam der durchlaufende Robin Brand im Duell gegen Gäste-Keeper Franz Lohse einen Schritt zu spät (45.). Ansonsten war die erste Halbzeit aus Grimmaer absolut zum Vergessen.

Nach dem Wechsel wirkten die Muldestädter dann in Sachen Zweikampfführung und Leidenschaft zwar etwas präsenter, doch aus dem Spiel heraus blieb man weiterhin äußerst harmlos. Wenn man etwas Torgefahr erzeugen konnte, dann resultierte dies ausschließlich nach Standardsituationen. Nach einem Eckball von Beiersdorf landete ein Kopfball von Brand – unter arger Bedrängnis – nur auf dem Netz (49.), anschließend zischte ein Freistoß von Christoph Jackisch nur um Haaresbreite am Tor vorbei (56.). Wernigerode machte in dieser Phase nicht mehr als nötig, doch gelang es den Muldestädter leider nicht, von der Passivität der Harz-Kicker zu profitieren. Torgefahr resultierte weiterhin ausschließlich nach Standardsituationen. Ein solcher Ausgangspunkt hätte jedoch für den Anschlusstreffer sorgen können, doch lenkte Einheit-Schlussmann Lohse einen von der Abwehrmauer abgefälschten Beiersdorf-Freistoß spektakulär über die Latte (65.). Dies war es dann jedoch an Grimmaer Offensivaktionen, im letzten Drittel blieb man weiter erschreckend harmlos. Stattdessen musste man froh sein, dass die Gäste bei ihren fortan wieder zunehmenden Angriffsbemühungen nicht für die endgültige Entscheidung sorgten. Nach einer flachen Eingabe von Steven Raeck drückte der eingewechselte Nick Sitzenstock die Kugel aus Nahdistanz am Tor vorbei (71.), anschließend verfehlte ein Schuss von Friebe knapp das obere Eck (73.). Einheit verpasste damit vorzeitig den Deckel drauf zu machen, so dass die Partie in der Schlussphase plötzlich noch einmal spannend werden sollte. Nach einem Freistoß von Felix Beiersdorf ließ Gäste-Torhüter Lohse die Kugel unerwartet nach vorn prallen – Moritz Griesbach reagierte am schnellsten und verkürzte aus Nahdistanz auf 1:2 (82.). Hoffnung keimte noch einmal im FC-Lager auf, doch hielt dieser zarte Glaube nur drei Minuten an. Reagierte Schlussmann Jan Evers nach einem Flachschuss von Sitzenstock zunächst glänzend (83.), nahmen die Gäste wenige Sequenzen später ein Grimmaer Geschenk dankbar zur endgültigen Entscheidung an. Äußerst ungeschickt brachte Stefan Tröger im eigenen Strafraum Gäste-Angreifer Kevin Hildach zu Fall – Schiedsrichter Paul Drößler (Gotha) konnte gar nicht anders, als auf den ominösen Punkt zu zeigen. Torjäger Hildach trat höchstpersönlich an und schickte Evers ins falsche Eck – 1:3 (85.). Doch damit noch nicht genug – 60 Sekunden später setzte Einheit sogar noch einen drauf. Mühelos und ohne jegliche Gegenwehr spazierte der eingewechselte Gino Dörnte von der linken Seite nach innen – Elia Miro Friebe brauchte im Anschluss nur noch den Fuß hinzuhalten, um die flache Eingabe zum 1:4-Endstand ins äußerste Eck zu drücken (86.).

„Wenn wir nicht schleunigst den Turn-Around schaffen, wird es schwer werden, den Klassenerhalt zu realisieren“, so Trainer Steffen Ziffert im Nachgang mit offenen Worten. „Demzufolge erwarte ich am kommenden Samstag von meiner Mannschaft eine Reaktion.“ Dann führt die Reise zum FC Oberlausitz Neugersdorf, der aktuell mit 16 Punkten noch einen Zähler weniger auf dem Konto hat und am Wochenende beim FC An der Fahner Höhe mit 0:4 unter die Räder kam. „Wir brauchen nicht um den heißen Brei herumzureden – dort müssen wir gewinnen“, so Ziffert.

Tom Rietzschel


Bilder vom Spiel

Fotos: Karsten Hannover