
NOFV-Oberliga Süd • Nachholspiel vom 17. Spieltag
SV Blau-Weiß Zorbau – FC Grimma 1:6 (0:2)
Zorbau: R. Strauchmann – Exner, B. Strauchmann, Günther, Gomes da Silva (ab 74. Schech Said) – Raßmann, Litzenberg – Aljindo (ab 69. Schültke), N. Neuhaus (ab 69. Wagner), K. Neuhaus (ab 69. Baldé) – Marks – Trainer: Dörfer
Grimma: Hauswald – Wächtler, Bartsch, Schumann, Markus (ab 46. Spreitzer) – Ziffert (ab 83. Kögler) – Nakano (ab 60. Tröger), Hübner (ab 77. Seidl), Nitschke, Schubert – Kind – Trainer: Behring
Schiedsrichter: Strebinger (Waldau) – Schiedsrichter-Assistenten: Dieckmann, El-Hallag (beide Jena) – Tore: 0:1 Nitschke (4.), 0:2 Kind (43.), 0:3, 0:4 Spreitzer (55., 72.), 0:5, 0:6 Kind (80., 88.), 1:6 Marks (89.) – Gelbe Karten: Aljindo (Foulspiel – 13.), K. Neuhaus (Unsportlichkeit – 16.) – Markus (Foulspiel – 21.), Wächtler (Foulspiel – 47.) – Reservebänke: Weiße – Lumpitzsch (Tor), Förster – Zuschauer: 156 am Sportplatz Zorbau
Zorbau. Oberligist FC Grimma hat in der Oberliga ein mehr als bemerkenswertes Statement gesetzt. Drei Tage nach dem 2:2 (1:2)-Unentschieden beim Spitzenteam vom VfL Halle 96 gewannen die Muldestädter beim SV Blau-Weiß Zorbau das „Sechs-Punkte-Spiel“ im Kampf um den Klassenerhalt eindrucksvoll mit 6:1 (2:0) und haben damit den höchsten Grimmaer Auswärtssieg der gesamten Oberliga-Geschichte eingefahren. Mit diesen drei Punkten aus diesem Nachholspiel vergrößerten die Schützlinge von Trainer René Behring den Vorsprung auf die Abstiegsplätze bei noch fünf ausstehenden Begegnungen auf sieben Zähler, so dass man im Grimmaer Lager beste Voraussetzen geschaffen hat, auch in der kommenden Saison weiterhin in der fünfthöchsten Spielklasse auf Punktejagd gehen zu können. Demzufolge sparte der FC-Coach in der anschließenden Pressekonferenz in Anbetracht auf die Leistung seiner Mannschaft nicht mit Lob. „Mit diesen drei Punkten ist uns ein riesiger Schritt in Richtung Klassenerhalt gelungen. Dabei spricht das Ergebnis für sich – ein Tor mehr oder weniger spielt hinsichtlich unseres verdienten Sieges keine Rolle“, so Behring. „Wir haben zu den psychologisch bestmöglichen Zeitpunkten die Tore gemacht und die Begegnung damit in die gewünschte Bahn gelenkt. Die Jungs waren auf diese Aufgabe total fokussiert und haben am Ende des Tages auch Taten vollbracht. Demzufolge nehmen wir natürlich sehr gern die drei Punkte mit nach Grimma.“ Behrings Gegenüber, Marcus Dörfer, der unter dem heutigen Grimmaer Coach von Juni 2022 bis Mai 2024 als Co-Trainer in Zorbau arbeitete und die Mannschaft im Anschluss übernahm, zeigte sich im Anschluss als fairer Verlierer. „Dass es sich um einen verdienten Gäste-Sieg handelt, steht bei dem Ergebnis natürlich völlig außer Frage. Grimma hat uns heute gezeigt, wie Fußball funktioniert“, so der sympathische Zorbauer Coach. „Uns ist es nicht gelungen, in der ersten Halbzeit unsere zwei, drei Möglichkeiten zum Ausgleich zu nutzen – Grimma hat uns dies eiskalt vorgemacht. Insgesamt agierten wir im Defensivverhalten bei den Gegentoren viel zu brav, nach dem 3:0 waren wir dann komplett erschossen. Heute hat die Mannschaft leider all das vermissen lassen, was uns in den letzten Wochen stark gemacht hat. Speziell in der zweiten Halbzeit kam von uns fast gar nichts mehr, da habe ich nur noch ganz wenig klare Aktionen gesehen. Daher Glückwunsch nach Grimma – wir haben in den kommenden Tagen die schwere Aufgabe, die Mannschaft wieder aufzurichten, damit wir am Samstag im Heimspiel gegen Halle 96 wieder ein anderes Gesicht zu zeigen.“
Nach dem wertvollen Auswärtspunkt in Halle war die Ausgangslage vor dem Spiel in Zorbau aus Grimmaer Sicht sonnenklar. Die Gastgeber, die sich mit 24 Punkten derzeit auf dem ersten Abstiegsplatz befinden, hätten mit einem dreifachen Punktgewinn bis auf einen Zähler an den FC heranrücken können, so dass für beide Teams natürlich sehr viel auf dem Spiel stand. Jedoch stellten sich die Muldestädter dieser Aufgabe und wirkten in den ersten Minuten total fokussiert. Dies mündete in einem Grimmaer Traumstart, welcher den zahlreich angereisten FC-Anhang frühzeitig in Ekstase versetzte. Glänzend von Toni Ziffert über die linke Seite eingeleitet, passte Vincent Markus den Ball von der Torauslinie flach in den Rücken der Abwehr – Max Nitschke rauschte heran und donnerte die Kugel zum 0:1 fulminant unter die Latte (4.). Besser konnte es aus Sicht der Gäste kaum beginnen, doch im Anschluss ruhte man sich viel zu zeitig auf dem Führungstreffer aus. Fortan gelangen den Muldestädtern kaum konstruktive Aktionen, da man im eigenen Offensivspiel viel zu unruhig agierte. So produzierten die Grimmaer in der Folgezeit eine Unmenge von Ballverlusten, was die Platzherren selbstredend besser ins Spiel brachte. So wurde es nach einer Eingabe von Erik Exner erstmals gefährlich im FC-Strafraum, doch klärte der aufmerksame Noah Wächtler hier in höchster Not (9.). Zorbau konnte von den Ballverlusten der Gäste immer wieder Profit schlagen, auch wenn sich die Torgefahr der Hausherren zunächst auf Standardsituationen beschränkte. So waren zwei von Stefan Raßmann getretene Freistöße brandgefährlich und hätten durchaus den Ausgleichstreffer nach sich ziehen können. Der erste trudelte an Freund sowie Feind vorbei und zwang Christopher Hauswald erstmals zum Eingreifen (17.), beim zweiten hatte der FC-Schlussmann gehörig Fortuna im Bunde. Diesen brachte Hauswald nicht weit genug aus der Gefahrenzone, doch verfehlte Zorbaus Offensivakteur Kevin Neuhaus bei seiner anschließenden Direktabnahme knapp das verwaiste Tor (24.). Die Kicker aus dem Burgenlandkreis erarbeiten sich langsam eine leichte Feldüberlegenheit, doch nach Vorarbeit von Joel Marks ließ Niklas Neuhaus eine weitere große Möglichkeit auf den Ausgleich leichtfertig ungenutzt (vorbei, 41.). „Aus diesen Gelegenheiten müssen wir einfach ein Tor erzielen“, legte Zorbaus Trainer Marcus Dörfer hinsichtlich der Chancenverwertung seiner Elf den Finger in die Wunde. „Anstatt uns mit dem Ausgleich zu belohnen, bekommen wir aber kurz vor der Halbzeit das zweite Gegentor, wo uns Grimma offen aufzeigt, was Effektivität bedeutet.“ Glücklicherweise erkannten die Muldestädter fortan die Gefahr und verpassten den anruckenden Gastgebern kurz vor der Pause einen markanten Keulenschlag. Sehenswert durch Jan Hübner in Szene gesetzt, blieb Torjäger Tommy Kind vor dem Tor eiskalt – sein mehrfach abgefälschter Schuss trudelte zur Freude der Gäste zum 0:2 über die Linie (43.). „Dieses Tor ist in der Entstehung eine absolute Katastrophe – mehrfach hatten wir die Möglichkeit, diese Situation zu bereinigen“, resümierte Blau-Weiß-Trainer Dörfer. Auf gegnerischer Seite sorgte dieser Treffer natürlich für allgemeine Beruhigung. „Nachdem Zorbau aufgrund der Vielzahl unserer Ballverluste selbst Torgefahr ausstrahlen konnte, war der Zeitpunkt dieses Treffers natürlich für uns überragend“, so FC-Trainer René Behring angesichts der 2:0-Pausenführung.
Nach Wiederanpfiff war dem allgemeinen Betrachter sofort ersichtlich, dass dieser zweite Gegentreffer in den Köpfen der Gastgeber einiges verursacht hatte. Zorbau konnte sich von diesem Schock nicht mehr erholen, Grimma spielte fortan völlig befreiter auf. Hinzu kam aus Gäste-Sicht, dass man mit einem weiteren frühen Treffer voll und ganz auf die Siegerstraße geriet. Dabei profitierte Kind nach einem hohen Ball zunächst von einem folgenschweren Stellungsfehler Günthers – im Anschluss fand der Torjäger mit perfektem Zuspiel den mitgelaufenen, zur Pause eingewechselten, Robin Spreitzer, der aus Nahdistanz per Kopf zum 0:3 vollendete (55.). Damit war die Vorentscheidung gefallen, der Aufsteiger stand in der Folgezeit nicht mehr auf. Stattdessen hatten die Muldestädter durchaus die Möglichkeit, das Ergebnis weiter auszubauen. Zunächst hatte der gut leitende Schiedsrichter Benjamin Strebinger (Waldau) nach einem Strafraum-Foul an Hübner die Pfeife bereits im Mund, um daraufhin doch nicht auf den Elfmeterpunkt zu zeigen (67.), den anschließenden Schumann-Eckball köpfte Lucas Bartsch hauchzart über den Querbalken (68.). Doch mit dem nächsten Grimmaer Angriff gelang die Resultats-Erhöhung eindrucksvoll. Der über halbrechts in den Strafraum eindringende Nitschke fand mit einem Querpass den besser postierten Spreitzer, der die Kugel im Anschluss aus Nahdistanz zum 0:4 ins Netz spitzelte (72.). Die gut 50 mitgereisten Grimmaer Fans waren sichtlich aus dem Häuschen, nur die kühnsten Optimisten hätten im Vorfeld mit solch einem Ergebnis gerechnet. So ließ es sich daraufhin Trainer Behring nicht nehmen, mit Valentin Seidl und Leonard Kögler zwei A-Junioren noch Einsatzminuten im Herrenbereich zu geben, die sich fortan problemlos ins Grimmaer Mannschaftsgefüge integrierten. Ihren Torhunger hatten die Muldestädter allerdings immer noch nicht gestillt, da Zorbau den Gästen auch weiterhin einiges anbot. So schlug in der Schlussphase noch einmal die Stunde von Tommy Kind, der mit zwei weiteren Treffern sein Tore-Konto in dieser Oberliga-Saison auf neun erhöhte. Zunächst reagierte er als Schnellster, nachdem Nitschke im ersten Versuch an Zorbaus Schlussmann Robert Strauchmann scheiterte – 0:5 (80.), zwei Minuten vor Abpfiff schlug Kinds technisch sehenswerter Linksschuss zum 0:6 im Gehäuse des Aufsteigers ein (88.). Zwar gelang den Hausherren kurz darauf noch der Ehrentreffer als Marks aus Nahdistanz zum 1:6 vollendete (89.), doch war dies aus Grimmaer Sicht nicht mehr als ein kleiner Schönheitsfleck. Dementsprechend war die Freude im Lager der Muldestädter nach dem anschließenden Abpfiff grenzenlos – ein derart deutliches Ergebnis in einer solch exorbitant wichtigen Begegnung war nicht im Geringsten zu erwarten. Mit diesem fulminanten Auswärtssieg haben sich die Grimmaer mit nun sieben Punkten Vorsprung auf Zorbau eine exzellente Ausgangsposition vor den letzten fünf Begegnungen erarbeitet, welche nun natürlich ins Ziel gebracht werden soll.
„Dieser heutige Schritt war gewaltig, ich ziehe den Hut vor meiner Mannschaft“, so das Resümee von Trainer René Behring, welcher hofft, am Samstag im Heimspiel gegen Budissa Bautzen den positiven Schwung mitnehmen zu können. Auf Zorbauer Seite war die Gemütslage dementsprechend eine andere, doch gibt man im Burgenlandkreis weiterhin nicht auf. „Das Ergebnis wirft uns natürlich zurück, doch wir werden weiter verbissen kämpfen“, so Trainer Marcus Dörfer. „Jeder Punkt wird uns angesichts unseres Restprogramms helfen. Freilich müssen wir jetzt erstmal Aufbauarbeit leisten, doch aufgegeben wird nicht.“
Spielberichte
Derbe Klatsche im Nachholspiel gegen den FC Grimma
Zorbau. Es wäre die Chance gewesen, auf die Nicht-Abstiegsplätze auf zu schließen und Druck auf die Mannschaften im unteren Tabellenbereich auszuüben – diese Chance wurde verspielt.
Der FC Grimma startet aggressiv und geht nach einer Unachtsamkeit in der Zorbauer Abwehr bereits in der 4. Minute in Führung. Der SV Blau-Weiß Zorbau kommt danach aber langsam ins Spiel und ist spätestens nach 15 Minuten die dominierende Mannschaft. Die Chancenverwertung war allerdings katastrophal. Bis zur zu 43. Minute erwarten alle das 1:1 – 3:1 hätte es durchaus stehen können. Allerdings führt der nächste Abwehr-Patzer zum 0:2.
Nach der Pause ein ähnliches Bild – Zorbau drückt und Grimma schießt das nächste Tor. In der 55. Minute steht es 0:3. Vielleicht hätte ein Elfmeter nach Foul an Marks in der 60. Minute Zorbau zurück ins Spiel bringen können. Der Pfiff blieb allerdings aus. Danach gaben die Zorbauer auf und Grimma traf nach Belieben – das 6:1 in der 89. Minute durch Marks war nur noch Kosmetik.