
Vorschau auf den 25. Spieltag der
NOFV-Oberliga Süd
VfL Halle 96 – FC Grimma
Datum: Sonntag, 27.04.2025
Anstoß: 14.00 Uhr
Spielort: HWG-Stadion am Zoo, Halle
Grimma. Das Highlight des bisherigen Vereinsbestehens des FC Grimma ist Geschichte – trotz der 0:2 (0:0)-Niederlage im Halbfinale des Wernesgrüner-Sachsenpokals gegen den Regionalliga-Spitzenreiter 1. FC Lokomotive Leipzig haben die Muldestädter am letztwöchigen Mittwoch in allen Belangen überzeugt. Organisatorisch haben die Verantwortlichen einen enormen Kraftakt geleistet, um diese Begegnung binnen zehn Tagen auf die Beine zu stellen – sportlich konnte sich die Leistung der Mannschaft ebenfalls mehr als sehen lassen. Kurzum: Summa summarum konnte man von einer sehr guten Veranstaltung sprechen, welche dem Verein, auch über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus, enorme positive Resonanz eingebracht hat. Doch ist der Pokalwettbewerb damit endgültig ad acta gelegt, fortan stehen für die Grimmaer die Wochen der Wahrheit in der Oberliga an. Sieben Spieltage vor Saisonende befinden sich die Muldestädter sechs Punkte vor einem Abstiegsrang, so dass man aktuell auf einem guten Weg erscheint, das Ziel Klassenerhalt zu realisieren. Doch Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste! Der Vorsprung scheint derzeit recht komfortabel, doch mit der Drei-Punkte-Regel kann sich diese sehr gute Ausgangsposition recht schnell wieder ändern. Deswegen tun die Schützlinge von Trainer René Behring gut daran, in den kommenden Wochen möglichst häufig auf dem Punktekonto anzuschreiben, auch wenn man sich über die Qualität der folgenden Gegner im Klaren ist. Dies beginnt schon am morgigen Sonntag, wenn die Muldestädter um 14.00 Uhr beim Tabellen-Dritten VfL Halle 96 gastieren. „Wir fahren ins Stadion am Zoo, um dort etwas mitzunehmen“, so der Grimmaer Coach, der von Juli 2016 bis Oktober 2021 selbst auf der Trainerbank der 96er saß. „Wir haben schon im Hinspiel bewiesen, dass wir uns mit dem Gegner messen können, auch wenn wir diese Begegnung letztlich verloren haben. Am Ende des Tages haben wir auch gegen Lok Leipzig unterstrichen, dass wir für jeden Gegner unangenehm sein können, wenn alle Spieler an die Leistungsgrenze gehen. Das wollen wir natürlich auch morgen wieder unter Beweis stellen.“
Es ist schon erstaunlich, welch positive Entwicklung der VfL Halle 96 in den letzten Monaten genommen hat. Anfang Juni letzten Jahres konnte man die Stimmung definitiv als „zu Tode betrübt“ bezeichnen, denn vor dem letzten Spieltag der abgelaufenen Saison waren die Trothaer nach einer 3:4-Niederlage in Halberstadt sportlich abgestiegen. Allerdings öffnete sich vom Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) noch ein Hintertürchen, was den Saalestädtern den Wiedereintritt in die Spielklasse ermöglichen sollte. Da die Landesverbände aus Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen keinen Oberliga-Aufsteiger meldeten, verringerte sich daraufhin die Anzahl der Absteiger in die Verbandsligen. Aus diesem Grund blieb der VfL Halle 96 als Drittletzter doch noch in der Oberliga und hat in dieser Saison bisher gewaltig von sich reden gelassen. „Personell hat sich unser Kader gar nicht übermäßig groß verändert“, so VfL-Trainer Dieter Hausdörfer (63). „Entscheidend ist, dass alle Spieler ein Jahr erfahrener geworden sind, was in dieser Spielklasse natürlich wichtig ist. Hinzu kommt, dass wir uns auf der Torwart-Position entscheidend verbessert haben, nachdem wir dort in der vergangenen Saison große Probleme hatten. Kurzum: Die Mannschaft macht diese Saison einen sehr stabilen und gefestigten Eindruck, zudem ist der Zusammenhalt und die Leistungsbereitschaft beispielhaft. Dies alles sind sicherlich die Hauptgründe, warum wir aktuell so gut dastehen.“ Zwar mussten die Trothaer vor der Saison mit Luca Vujanić (Hallescher FC), Oleksii Ohurtsov (Leihe vom FC Carl Zeiss Jena beendet), Martin Ludwig (VfB Merseburg) oder Tim Bergmann (BSV Halle-Ammendorf) einige Leistungsträger abgeben, doch gelang es im Gegensatz dazu junge, hungrige Kicker an den Zoo zu lotsen. So hatten sich Americo José Soares das Neves, Mathieu Racine (beide SSC Weißenfels) sowie Schlussmann Philipp Stark (Bischofswerda) sofort einen Stammplatz im Team erarbeitet, im Winter kam mit dem derzeit verletzten Maximilian Jagatić (Chemie Leipzig) und Torhüter Julius Schmid (Türkgücü München) weitere Qualität hinzu. Insgesamt ist Trainer Hausdörfer mit seinem zur Verfügung stehenden Personal doch recht zufrieden. „Der Kader ist zwar insgesamt noch relativ jung, doch die Mischung im Team stimmt“, so der 63-Jährige, der bei der ASG Vorwärts Dessau zunächst den Nachwuchs coachte und später von Sommer 1993 bis März 2007 den Lokalrivalen SV Dessau 05 betreute. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie die drei, vier gestandenen Spieler vorangehen und die jungen Spieler führen.“ Standen die Blau-Roten im bisherigen Saisonverlauf sogar teilweise an der Tabellenspitze, hat sich die Elf mittlerweile auf Rang drei eingepegelt – der Rückstand auf Tabellenführer 1. FC Magdeburg II beträgt 13 Punkte. Vielleicht hätte die Mannschaft sogar noch längerfristig um den Meistertitel mitspielen können, doch nur ein Zähler aus den ersten vier Spielen im neuen Jahr verhinderten dies. Mittlerweile sind die Saalestädter jedoch wieder in der Spur – acht Punkte aus den letzten vier Spielen bestätigen den positiven Trend. Dass man in diesen Begegnungen mit Germania Halberstadt (4:3) und dem RSV Eintracht 1949 (1:0) zwei Spitzenteams der Liga bezwang, unterstreicht die Qualitäten der 96er eindrucksvoll. Auf das bevorstehende Heimspiel gegen Grimma angesprochen, ist der Respekt Hausdörfers auf den Gegner absolut vorhanden. „Trotz des klaren Endstandes war das Hinspiel zwischenzeitlich richtig eng. Damals haben wir es unserem Torhüter zu verdanken gehabt, dass wir unseren Vorsprung nicht noch aus der Hand gegeben haben“, so Hausdörfer. „Am Ende des Tages waren alle bisherigen Partien gegen Grimma meist auf Augenhöhe. Das denke ich auch diesmal, zumal unser Gegner genügend Erfahrung und Qualität im Kader besitzt. Wenn wir unsere Serie weiter fortsetzen wollen, werden wir alles investieren müssen.“
Auf Grimmaer Seite möchte man natürlich an die positive Leistung aus dem Pokalspiel gegen Lok Leipzig anknüpfen, auch wenn man sich am Ende des Tages dafür nichts kaufen konnte. Die Ausgangslage vor dieser Begegnung ist klar definiert, die Muldestädter werden als Außenseiter in Halle ihre Chance suchen wollen. Wichtig wird es sein, im Abwehrbereich kompakt zu stehen und immer wieder den Spielfluss der Trothaer zu verhindern. Fußballerisch gehören die Anhaltiner zu den besten Teams der Liga – mit Jegor Jagupov, Nils Morten Bolz und Luca Shubitidze hat man zusätzlich gehörige Qualitäten im Offensivbereich. Weiterhin muss es den Behring-Schützlingen allerdings auch gelingen, im Offensivbereich immer wieder Akzente zu setzen. Dies gelang im Hinspiel bereits recht gut, doch eine inkonsequente Chancenverwertung machte einem Punktgewinn einen dicken Strich durch die Rechnung. Im Hinblick auf diese Oberliga-Partie haben die Muldestädter, trotz der Nachwehen aus dem Pokalspiel, in dieser Woche sehr gut trainiert und können gut vorbereitet diese Begegnung angehen. Personell ist zwar noch das eine oder andere Fragezeichen vorhanden, doch gibt es genügend Optionen im Kader. „Wir haben letzte Woche gesehen, was die Mannschaft zu leisten imstande ist, wenn alle ihr Leistungsmaximum abrufen“, so Trainer René Behring, der zusammen mit seinem Assistenten Benjamin Förster in dieser Woche seinen Vertrag um weitere zwei Jahre an der Mulde verlängert hat. „Wir brauchen weiterhin Punkte im Kampf um den Klassenerhalt und wollen morgen alles raushauen.“