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Punkt im Schnee-Spektakel in der letzten Aktion aus den Händen geglitten


NOFV-Oberliga Süd • 13. Spieltag

VfB Auerbach – FC Grimma  4:3 (2:2)

Auerbach: Schlosser – Schmidt, Mert, Birkner (ab 28. Frohberg), Guzlajevs – Hache (ab  70. Todt), Brejcha – Spranger (ab 81. Mellem), Kadrić, Kaiser (ab 70. L. Seidel) – Graf – Trainer: Köhler

Grimma: Hauswald – Walter, Bartsch, Schumann, Markus (ab 74. Spreitzer) – Goldammer, Worbs, Nitschke, Schubert (ab 66. Pistol) – Silla, Kind – Trainer: Behring

Schiedsrichter: Seib (Holtendorf) – Schiedsrichter-Assistenten: Jacob (Dresden), Gentz (Freital) – Tore: 1:0 Graf (2.), 1:1 Kind (13., Handstrafstoß – verursacht: Hache), 1:2 Schubert (25.), 2:2 Kaiser (45.+3), 3:2 Spranger (50.), 3:3 Silla (66.), 4:3 Kadrić (90.+3) – Gelbe Karten: Mert (Foulspiel – 64.), Mellem (Foulspiel – 84.), Spranger (Unsportlichkeit – 90.+3 – als bereits ausgewechselter Spieler), Graf (Foulspiel – 90.+5) – Walter (Foulspiel – 9.), Worbs (Foulspiel – 45.+1), Silla (Foulspiel – 90.+1) – Reservebänke: Birke (Tor), Scheunert, Bauer – Tsarenko (Tor), Förster – besondere Vorkommnisse: Gelbe Karten für Auerbachs Trainer Köhler wegen Unsportlichkeit (52.) – Zuschauer: 241 in der Arena zur Vogtlandweide zu Auerbach

 

Auerbach. Fußball kann manchmal die schönste Nebensache der Welt sein, im Gegensatz dazu kann er jedoch auch seine bittersten Stunden geltend machen. Während die Oberliga-Kicker des FC Grimma vor 14 Tagen mit dem Last-Minute-Punktgewinn (1:1) gegen das Spitzenteam des 1. FC Magdeburg II die positive Seite erlebten, waren die Muldestädter am Wochenende nach der Auswärtspartie beim VfB Auerbach am Boden zerstört. Bei äußerst schwierigen Bodenverhältnissen und mit gravierenden personellen Ausfällen angereist, boten die Schützlinge von Trainer René Behring beim aktuellen Tabellen-Vierten eine richtig couragierte Vorstellung und waren bis in die Nachspielzeit hinein kurz davor, einen Zähler aus dem Vogtland zu entführen. Doch Sequenzen vor dem Abpfiff glitt den Muldestädtern dieser wichtige Punkt noch aus den Händen – und dies im wahrsten Sinne des Wortes! FC-Schlussmann Christopher Hauswald ließ eine Flanke von Guzlajevs in der Luft aus seinen auffangbereiten Händen gleiten – VfB-Spielmacher Amer Kadrić stand goldrichtig und schob die Kugel im Anschluss ins verwaiste Grimmaer Gehäuse zum 4:3 (2:2)-Heimsieg der Vogtländer ein (90.+3). Eigentlich hatte diese Partie bei diesem wahren Spektakel keinen Verlierer verdient, daher ist diese Niederlage für die Muldestädter umso bitterer. Über die komplette Spielzeit nahmen die Gäste die komplizierten Bedingungen in der Auerbacher Arena zur Vogtlandweide an, waren total auf Augenhöhe mit den favorisierten Gastgebern und trugen ihrerseits zum hohen Unterhaltungsgrad dieser rassigen Oberliga-Partie bei. Am Ende steht allerdings kein Ertrag, was insgesamt richtig schmerzt. Nichtsdestotrotz sparte FC-Coach Behring im Anschluss nicht, seinem Team ein Kompliment zu machen. „In Sachen Leidenschaft, Wille und Einsatzbereitschaft kann ich meiner Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf machen“, so der ehemalige Grimmaer Angreifer. „Wir haben über die komplette Spielzeit die Partie mehr als offen gestaltet und uns auf den schwierigen Bodenverhältnissen sehr gut präsentiert. Sicherlich hatte Auerbach Feldvorteile und auch die eine oder andere Möglichkeit mehr als wir, doch kann ich meiner Elf nicht viel vorwerfen. Das Einzige ist, dass wir zu einfache Gegentreffer bekommen haben. Drei Auswärtstore sollten in Auerbach eigentlich für mindestens einen Punkt reichen, doch leider haben wir in den entscheidenden Situationen spielentscheidende Fehler im Defensivbereich begangen. Trotzdem großer Respekt für die Leistung meiner Mannschaft, auch wenn wir am Ende des Tages leider mit leeren Händen nach Hause fahren.“ Auf der anderen Seite war Sven Köhler angesichts des Spielausgangs natürlich sichtlich erleichtert. „Ich denke, wir haben ein klasse Oberliga-Spiel gesehen, wo wir am Ende vielleicht das eine Tor besser waren“, so der Auerbacher Trainer. „Allerdings war Grimma immer gefährlich, auch wenn wir gewisse Feldvorteile verbuchen konnten. Hinten raus haben wir viel investiert und konnten uns letztlich dafür belohnen. Natürlich ist es etwas glücklich, wenn der Siegtreffer so spät fällt – daher kann ich die Enttäuschung des Gegners absolut nachvollziehen. Im Endeffekt habe ich im Vorfeld bereits gewusst, was auf uns zukommt – was sich letztlich auch bestätigt hat. Grimma hat eine gute Mannschaft und hat uns alles abverlangt. Kompliment an beide Mannschaften, die bei schwierigen Platzverhältnissen alles in die Waagschale geworfen haben. Heute hatten wir gegen einen leidenschaftlich kämpfenden und im Umschaltspiel stark agierenden Gegner das leicht bessere Ende auf unserer Seite.“

Auch wenn die Muldestädter die Ausfälle von Toni Ziffert, Tom Stockmann (beide krank), Jan Hübner, Lunácio Gomes, Lenny Pechmann (alle verletzt), Tim Mattheus (Gelb-Sperre) und Kento Nakano (privat verhindert) verkraften mussten, fuhr man nach dem Erfolgen in Bautzen (2:1) und Oderwitz (7:1) sowie dem vorherigen Remis gegen Magdeburg II (1:1) durchaus mit Selbstvertrauen ins Vogtland, wohl wissend, dass die Favoritenrolle selbstredend der Gastgeber einnehmen würde. Hinzu kam der Schneeboden in der Arena zur Vogtlandweide – ein Faktor, welchen man in Auerbach jährlich ab November gewohnt ist. Diesbezüglich mussten sich die Gäste in der Anfangsphase erst einmal an die ungewohnten Bodenverhältnisse anpassen, so dass man, ehe man sich versah, bereits frühzeitig in Rückstand geriet. Nach einem langen Ball von VfB-Innenverteidiger Tim Birkner in den Grimmaer Strafraum profitierte Cedric Graf von einem Kommunikations-Problem zwischen Stefan Schumann und Torhüter Christoper Hauswald und brachte die Hausherren früh in Front – 1:0 (2.). Allerdings verdauten die Muldestädter recht schnell diesen zeitigen Nackenschlag. Mit einfachen fußballerischen Mitteln sorgte man im Anschluss immer wieder für Torgefahr. Dabei tat sich besonders Neuzugang Tidjane Silla (25) hervor, für den man in einer Nacht- und Nebelaktion die Spielgenehmigung organisierte. Der Portugiese, der bis Januar diesen Jahres beim kuwaitischen Erstligisten Al-Tadamon SC auf Torejagd ging, mischte die Auerbacher Hintermannschaft gewaltig auf und war für die Gastgeber nur äußerst schwer zu stellen. „Er war der beste Mann auf dem Platz“, freute sich nicht nur FC-Trainer René Behring, dass die Neuverpflichtung bereits in seinem ersten Spiel andeutete, dass er der Mannschaft absolut helfen kann. Auch auf Auerbacher Seite erkannte man frühzeitig die Qualitäten des portugiesischen Angreifers. „Damit hatte Grimma eine richtige Waffe“, so VfB-Trainer Sven Köhler. „Wir hatten große Probleme mit ihm, er bringt tatsächlich alles mit, was ein Stürmer haben muss.“ Silla war es auch, der nach Zuspiel von Matty Goldammer die erste Duftmarke setzte, doch tauchte Maximilian Schlosser im VfB-Gehäuse rechtzeitig ab (7.). Wenig später versuchte sich Goldammer aus zentraler Position selbst, allerdings strich sein Linksschuss hauchzart am Auerbacher Gehäuse vorbei (10.). Die Muldestädter waren fortan richtig gut in der Begegnung, so dass der Ausgleichstreffer mehr als verdient war. Nach einer Flanke von Goldammer auf Valentino Schubert wurde dessen Versuch von der Hand Felix Haches aufgehalten – die Thematik „Absicht oder nicht“ wurde diesbezüglich um ein Kapitel erweitert. Tommy Kind war dies herzlich egal, indem er Schlosser vom Punkt in die falsche Ecke schickte – 1:1 (13.). Auerbach antwortete zwar in der Folgezeit mit wütenden Gegenangriffen, doch war an Hauswald erst einmal kein Vorbeikommen. Zunächst von Graf und anschließend von Spielmacher Ondřej Brejcha eingeleitet, fand jeweils Charlie Spranger recht verheißungsvolle Schusspositionen vor, doch ließ sich Grimmas Schlussmann nicht überlisten (17., 24.). 60 Sekunden später konnte sich Hauswald, so wie die gesamte Gäste-Elf, sogar über die erstmalige Führung freuen – dank eines beherzten Auftritts konnten die Muldestädter die Begegnung komplett drehen. Von Goldammer eingeleitet, setzte sich Silla am rechten Strafraum-Eck resolut gegen Birkner durch – die anschließende flache Eingabe drosch Schubert zum vielumjubelten 1:2 unters Tordach (25.). Doch auch in Rückstand liegend, deuteten die Platzherren in der Folgezeit immer wieder ihre Qualitäten an. Auerbach legte in der Schlussphase der ersten Hälfte noch einmal eine Kohle drauf, was den Gästen im Defensivbereich höchste Konzentration abverlangte. Spranger verzog aus halbrechter Position, nachdem er von Hache glänzend freigespielt wurde (34.), wenig später packte Hauswald bei einem Distanzschuss von Hache sicher zu (41.). Vieles schien daher auf eine knappe Grimmaer Halbzeitführung hinzudeuten, doch war diese tief in der Nachspielzeit leider nur noch Makulatur. Nach einer unübersichtlichen Situation im FC-Strafraum fiel Tim Kaiser ein abgeblockter Kadrić-Schuss förmlich vor die Füße – Hauswald hatte gegen den präzisen Schuss ins äußerste Eck nicht die Spur einer Chance (45.+3). „Kurz vor der Pause war der 2:2-Ausgleich für uns natürlich sehr ärgerlich, da wir es leider nicht verstanden, die Situation im Strafraum sauber zu bereinigen“, so das Kurzfazit von FC-Coach Behring.

Nach dem Wechsel schien es zunächst so, dass das späte Gegentor vor der Pause doch noch etwas in den Köpfen der Grimmaer verursachte. In den ersten fünf Minuten nach Wiederanpfiff spielten ausnahmslos die Vogtländer, was die erneute Führung des VfB nach sich zog. Rettete Hauswald zunächst nach einem Flachschuss von Graf (47.), war der FC-Keeper wenig später machtlos. Nach einer Flanke von Aleksandrs Guzlajevs schaltete Spranger als Schnellster und drückte die Kugel aus Nahdistanz in die Maschen – 3:2 (50.). Wenig später wütende Proteste im Auerbacher Lager, als Schiedsrichter Oliver Seib (Holtendorf) den Gastgebern nach einer Attacke von Lucas Bartsch an Kaiser einen durchaus möglichen Strafstoß verweigerte (58.). Wer nun jedoch glaubte, dass sich die Gäste ergeben würden, wurde eines Besseren belehrt. Grimma zeigte eine tolle Moral, nahm den offenen Fight wieder an und kam abermals zurück in die Begegnung. Nach einem langen Ball von Vincent Markus verlängerte Kind die Kugel genau in den Lauf von Silla, doch unter harter Bedrängnis von Frohberg traf der Neuzugang nur den Pfosten (57.). Wenig später hatte Kind selbst den Ausgleich auf dem Schlappen, doch trudelte sein abgefälschter Freistoß nur um Haaresbreite am Tor vorbei (65.). Doch bereits nach dem folgenden Eckball hatten die Muldestädter abermaligen Grund zum Jubeln. Einen Eckball von Max Nitschke verlängerte Max Worbs in Richtung des zweitens Pfostens – Silla erkannte die Situation als Erster und drückte die Kugel aus Nahdistanz zum 3:3-Ausgleich ins Netz (66.). Damit waren die Gäste kurzerhand wieder im Spiel, doch war klar, dass die Vogtländer in den letzten 20 Minuten im Offensivbereich noch einmal alles investieren würden. Zwar hatten die Behring-Schützlinge hinten raus in der Defensive einiges zu regeln, doch blieben die Muldestädter bei ihren Gegenstößen trotzdem immer gefährlich. Nach einem Eckball von Nitschke brannte es vor dem VfB-Gehäuse lichterloh, als eine artistische Worbs-Direktabnahme zunächst von der Linie geschlagen wurde und Torhüter Schlosser beim anschließenden Aufsetzer von Schumann seine liebe Müh und Not hatte (78.). Auf der anderen Seite hatten die Gäste Glück, als Spranger knapp verzog, nachdem er einen abgeblockten Schuss von Kaiser aufnahm (69.). Weiterhin zeigte sich Hauswald nach einem Schuss von Guzlajevs und einem Brejcha-Freistoß komplett auf der Höhe des Geschehens (87., 90.+2). Es schien so, als ob sich die tapfer wehrenden Gäste mit einem Punkt belohnen würden, ehe man jegliche Hoffnungen tief in der Nachspielzeit von jetzt auf gleich doch noch begraben musste. Quasi mit der letzten Aktion in dieser Begegnung ließ der aus seinem Tor herausgeeilte Hauswald eine Guzlajevs-Flanke in Höhe des Elfmeterpunktes in der Luft aus den Händen gleiten – Kadrić schaltete am schnellsten und schob die Kugel im Anschluss mühelos zum 4:3 ins Grimmaer Gehäuse ein (90.+3).

Als Referee Seib die Partie kurz darauf abpfiff, war die Gemütslage den Muldestädtern deutlich anzusehen. Reisige Freude auf der VfB-Seite, während die FC-Kicker geschlossen vor Enttäuschung zu Boden sanken. Nichtsdestotrotz wird diese Niederlage die Grimmaer Mannschaft nicht umwerfen. Zwar stehen null Punkte am Samstag um 15.15 Uhr zweifelsohne unter dem Strich, doch wie sich die Truppe angesichts der Personalprobleme aus der Affäre zog, ist gar nicht hoch zu bewerten. Schade, dass man sich um den durchaus möglichen Lohn selbst brachte.