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Nach Pokalfight nun vor schwerer Heimaufgabe

Vorschau auf den 22. Spieltag der NOFV-Oberliga Süd

 

FC Grimma – SC Freital

 

Datum:            Samstag, 25.02.2023

 

Anstoß:           13.30 Uhr

 

Spielort:          Husaren-Sportpark, Grimma

 

Es gibt Spiele, die erlebt man nur alle 10 bis 15 Jahre. Oberligist FC Grimma hatte am vergangenen Mittwoch solch ein absolutes Highlight zu bieten, als man im Pokal-Achtelfinale beim Sachsenliga-Spitzenteam Großenhainer FV 90 ein Wechselbad der Gefühle durchlebte, was am Ende des Tages mit einem Happyend endete. Dabei setzten die Zuschauer in den zweiten 45 Minuten keinen Pfifferling mehr auf die Muldestädter, spätestens nach dem Gegentor zum 3:4 schien die Sache zugunsten des Underdogs erledigt. Doch wie bereits in den vergangenen Wochen bündelte der Grimmaer Mini-Kader noch einmal sämtliche Kräfte und kam mit einer wahren Willensleistung doch noch einmal zurück. Nach denkwürdigen 120 Minuten und einem Spielstand von 5:5 musste dann die „Lotterie“ Elfmeterschießen die Entscheidung bringen, in welchem sich die Grimmaer Schützen als extrem abgezockt erwiesen und somit doch noch den Einzug ins Pokal-Viertelfinale bewerkstelligen konnten. Doch bei aller Euphorie, am Wochenende ist man wieder in der Meisterschaft gefordert, wo man nach zwei Siegen aus den letzten beiden Begegnungen die ersten kleinen Schritte heraus aus der kritischen Tabellenregion machen konnte. Doch wer glaubt, dass nun wieder alles von selbst geht, wird recht bald auf dem harten Boden der Realität landen. „Wir müssen weiter dranbleiben, da es tabellarisch weiterhin sehr eng zugeht“, so Trainer Steffen Ziffert. „Sicherlich geben uns die letzten Erfolgserlebnisse etwas Selbstvertrauen, doch darf dies nicht in Selbstzufriedenheit ausarten. Wir sind mitten im Abstiegskampf und müssen weiter punkten, zumal die harten Wochen jetzt erst kommen.“ Schon aus diesem Grund wäre ein weiteres Erfolgserlebnis am Wochenende von großer Bedeutung, doch ist man sich in Grimmaer Lager absolut über die Schwere der kommenden Aufgabe bewusst. Mit dem Tabellen-Vierten SC Freital gastiert von der Papierform her zwar ein Aufsteiger in Grimma, doch personell hat der SCF relativ wenig mit einem Neuling zu tun. Der Anstoß im Grimmaer Husaren-Sportpark erfolgt am Samstag um 13.30 Uhr.

Seitdem sich zum 01.07.2020 die beiden Freitaler Vereine FV Blau-Weiß und SG Motor mit dem Hainsberger SV zum SC Freital zusammenschlossen, bewegt sich der extrem junge Club schier auf einer Erfolgswelle. Die Entwicklungen begannen jedoch schon einige Monate vorher, als der Hainsberger SV als Spitzenreiter die Landesklasse Mitte anführte, ehe die Spielzeit 2019/20 aufgrund der Corona-Pandemie vorzeitig abgebrochen wurde. Hainsberg meldete im Anschluss für die folgende Saison für die Landesliga – der neue Verein SC Freital nahm daraufhin das Spielrecht in Sachsens höchster Spielklasse wahr. Dort spielten die Freitaler als Neuling einen richtig guten Ball, waren Tabellenführer und fuhren nach sieben Spielen sensationelle 19 Punkte ein – ehe abermals Corona zuschlug und die Saison zum Stoppen brachte. Zwar meldete Freital im Anschluss für die Oberliga, doch wollte der Sächsische Fußball-Verband nach sieben absolvierten Begegnungen keinen Aufsteiger festlegen. So kam es Ende Juni 2021 zum Relegationsspiel gegen Verfolger Budissa Bautzen (18 Punkte), der ebenfalls für die Oberliga gemeldet hatte. Hier setzte sich der ehemalige Regionalligist in Dresden-Weißig mit 2:1 durch – Freital blieb nichts anderes übrig, als den Budissen zu gratulieren und in der Saison 2021/22 einen neuen Anlauf zu nehmen. In der neuen Spielzeit spielte Freital ähnlich souverän wie in der Vorsaison und war frühzeitig vorn zu finden. Auch wenn zum wiederholten Mal Corona-bedingt nur eine Halbserie gespielt werden konnte, behielt der SCF den längsten Atem – auch wenn der Großenhainer FV, welcher im Vorfeld allerdings nicht für Oberliga meldete, zum Ende der Saison noch einmal aufkommen sollte. Letztlich sollte Freital nur eine einzige Niederlage kassieren (0:1 am vorletzten Spieltag in Glauchau) und daher am Ende des Tages mit einem Zähler vor Großenhain völlig verdient in die Oberliga aufsteigen. Dort betrat der SCF seit Sommer zwar völliges Neuland, doch spielt der Neuling bisher eine absolut herausragende Runde. Mit 32 Punkten aus 20 Spielen belegt Freital in der Tabelle aktuell Rang vier, auch wenn Trainer Knut Michael (45) trotzdem immer wieder betont „einstellig einzukommen und nicht hinten reinrutschen zu wollen.“ Aufgrund des bisherigen Saisonverlaufs ist der langjährige Regionalliga-Kicker des Dresdner SC natürlich sehr zufrieden. „Wir haben im Sommer zwar einen personellen Umbruch vollzogen, haben uns aber schnell an die Spielweise in der Oberliga gewöhnt“, der der ehemalige Abwehrspieler. „Ziel war es im Vorfeld, die junge Mannschaft in der neuen Spielklasse zu festigen, was uns bisher sehr gut gelungen ist.“ Im Jahr 2023 sind die Freitaler bisher noch ohne Niederlage (zwei Siege, zwei Unentschieden), mittlerweile ist die Ungeschlagen-Serie auf sieben Begegnungen in Folge angewachsen (vier Siege, drei Remis). Dabei hätte man im Ranking sogar noch etwas höher als Platz vier stehen können, doch kassierte man in den letzten beiden Begegnungen in Erfurt gegen Fahner Höhe und im Heimspiel gegen Plauen (beide 1:1) kurz vor Schluss jeweils noch einen Gegentreffer, so dass man sich in beiden Begegnungen letztlich mit Punkteteilungen zufriedengeben musste. „Insgesamt war das etwas ärgerlich, zumal wir gegen Fahner Höhe vorher den Sack hätten zumachen müssen“, resümiert Michael. „Doch dies gehört für die jungen Spieler zum Lernprozess hinzu, zumal ich in beiden Begegnungen mit der Leistung nicht unzufrieden war.“ Für das Auswärtsspiel hat der Freitaler Coach ganz klare Vorstellungen. „Ich erwarte ein kampfbetontes Spiel, wobei wir natürlich wissen, dass Grimma durch die jüngsten Erfolge etwas Rückenwind bekommen hat“, so Michael. „Jedoch wollen wir unsere Serie weiter ausbauen. Grimma brauch jeden Punkt – wir auch, um uns weiter abzusichern. Daher rechne ich mit einer intensiven Begegnung, wo wir natürlich etwas Zählbares mitnehmen wollen“, so der Freitaler Trainer.

Auf Grimmaer Seite möchte man natürlich den Schwung aus den letzten Erfolgserlebnissen mitnehmen, doch muss man dafür natürlich weitaus besser verteidigen als am Mittwoch in Großenhain. „In den letzten beiden Oberliga-Begegnungen waren wir defensiv wieder sehr stabil, unter der Woche im Pokal waren wir davon allerdings meilenweit entfernt“, so Trainer Steffen Ziffert. „Freital ist kein normaler Aufsteiger und hat genügend Qualität im Spiel nach vorn. Daher müssen wir als Kollektiv in der Defensive wieder sauber arbeiten, auch wenn wir am Mittwoch sicherlich etwas Körner gelassen haben.“ Dabei spricht der Grimmaer Coach die Stärken des Kontrahenten schon ganz gut an. Das Angriff-Quartett Oliver Genausch (6 Tore), Philip Weidauer (5), William Wessely (4) und Marian Weinhold (3) haben insgesamt 18 der 27 Freitaler Treffer beigesteuert, so dass die Gastgeber von Anfang an hellwach sein müssen, um nicht böse überrascht zu werden. Nichtsdestotrotz will Ziffert nicht so sehr auf den Gegner eingehen, sondern umso mehr die Stärken seiner Mannschaft zum Ausdruck bringen. „Im Spiel nach vorn haben wir in den letzten Wochen zugelegt, was natürlich auch zwingend notwendig war“, so der FC-Trainer. Weiterhin ist klar ersichtlich, dass die Mannschaft in dieser derzeitigen sehr schwierigen Personalsituation noch enger zusammengerückt ist. „Wir agieren aktuell als echtes Kollektiv, wo der Eine für den Anderen da ist und Fehler ausmerzt“, so Ziffert. „Weiterhin ist die Moral in der Truppe absolut bemerkenswert, sonst wären wir in Großenhain nicht immer wieder zurückgekommen. Nach den letzten Erfolgserlebnissen, verbunden mit dem Pokalerfolg am Mittwoch, hoffe ich, dass auch für das Freital-Spiel weitere zusätzliche Potenzen freigesetzt werden“, so Ziffert. „Sollte dies gelingen, bin ich optimistisch, dass wir am Samstag auf unserem Punktekonto weiter anschreiben können.“

Tom Rietzschel