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Ziffert-Schützlinge in Freital vor schwerer Auswärtsaufgabe

Vorschau auf den 5. Spieltag der
NOFV-Oberliga Süd

 

SC Freital – FC Grimma

 

Datum:            Samstag, 10.09.2022

 

Spielort:          Johannes-May-Stadion, Freital

 

Anstoß:           14.00 Uhr

 

Nach der letztwöchigen Qualifikation für die 3. Hauptrunde des Wernesgrüner-Sachsenpokal, als man beim Landesklassisten TSV Germania Chemnitz mit 4:1 (1:0) erfolgreich war, ist Oberligist FC Grimma am Wochenende wieder in der Meisterschaft gefordert. Sieben Punkte aus den ersten vier Spielen stellen einen guten Saisonstart dar, auch wenn man aus den letzten zwei Begegnungen (2:2 gegen Neugersdorf, 0:2 in Dachwig) letztlich nur einen Zähler holte. Vor allem in diesen beiden Partien gelang es den Muldestädtern nur teilweise oder gar nicht, die durchaus vorhandene Qualität über 90 Minuten auf den Platz zu bringen. Darauf wird es allerdings ankommen, um in der Oberliga weiterhin zu punkten, was die Siege zu Beginn gegen Rudolstadt (6:0) und in Wernigerode (1:0) eindrucksvoll aufzeigen. So war der letztwöchige Pokal-Erfolg in Chemnitz sehr wichtig, um wieder etwas Selbstvertrauen zu erlangen – auch wenn man sich lange Zeit richtig schwertat. Am Ende des Tages reichten zielstrebige letzte 30 Minuten, um Germania Chemnitz am Ende noch deutlich in die Knie zwingen zu können. Doch am Wochenende wartet auf die Muldestädter ein ganz anderes Kaliber. Die Reise führt zum Aufsteiger SC Freital, der mit zehn Punkten aus den ersten vier Begegnungen einen Top-Saisonstart hinlegte. Der Anstoß im Freitaler Johannes-May-Stadion erfolgt am Samstag um 14.00 Uhr.

Seitdem sich zum 01.07.2020 die beiden Freitaler Vereine FV Blau-Weiß und SG Motor mit dem Hainsberger SV zum SC Freital zusammenschlossen, bewegt sich der extrem junge Club schier auf einer Erfolgswelle. Die Entwicklungen begannen jedoch schon einige Monate vorher, als der Hainsberger SV als Spitzenreiter die Landesklasse Mitte anführte, ehe die Spielzeit 2019/20 aufgrund der Corona-Pandemie vorzeitig abgebrochen wurde. Hainsberg meldete im Anschluss für die folgende Saison für die Landesliga – der neue Verein SC Freital nahm daraufhin das Spielrecht in Sachsens höchster Spielklasse wahr. Dort spielten die Freitaler als Neuling einen richtig guten Ball, waren Tabellenführer und fuhren nach sieben Spielen sensationelle 19 Punkte ein – ehe abermals Corona zuschlug und die Saison zum Stoppen brachte. Zwar meldete Freital im Anschluss für die Oberliga, doch wollte der Sächsische Fußball-Verband nach sieben absolvierten Begegnungen keinen Aufsteiger festlegen. So kam es Ende Juni 2021 zum Relegationsspiel gegen Verfolger Budissa Bautzen (18 Punkte), der ebenfalls für die Oberliga gemeldet hatte. Hier setzte sich der ehemalige Regionalligist in Dresden-Weißig mit 2:1 durch – Freital blieb nichts anderes übrig, als den Budissen zu gratulieren und in der Saison 2021/22 einen neuen Anlauf zu nehmen. In der neuen Spielzeit spielte Freital ähnlich souverän wie in der Vorsaison und war frühzeitig vorn zu finden. Auch wenn zum wiederholten Mal Corona-bedingt nur eine Halbserie gespielt werden konnte, behielt der SCF den längsten Atem – auch wenn der Großenhainer FV, welcher im Vorfeld allerdings nicht für Oberliga meldete, zum Ende der Saison noch einmal aufkommen sollte. Letztlich sollte Freital nur eine einzige Niederlage kassieren (0:1 am vorletzten Spieltag in Glauchau) und daher am Ende des Tages mit einem Zähler vor Großenhain völlig verdient in die Oberliga aufsteigen. Dort betritt der SCF seit Sommer zwar völlig Neuland, doch mit zehn Punkten aus vier Begegnungen ist der Aufsteiger sensationell gestartet. Nichtsdestotrotz hält Trainer Knut Michael, der als Spieler langjährige Regionalliga-Erfahrungen beim Dresdner SC vorzuweisen hat, den Ball noch flach. „Natürlich sind wir gut in die Saison gekommen. Zweifellos leben wir noch etwas von der Aufstiegs-Euphorie und selbstverständlich kann uns die zehn Punkte keiner mehr nehmen“, so der ehemalige Abwehrspieler. „Aber das eine oder andere Spiel stand schon etwas der Kippe – so ehrlich müssen wir sein. Allerdings waren Kampf und Leidenschaft auch mit ausschlaggebend, dass wir letztlich diese Zähler geholt haben.“ Damit liegt der Aufsteiger aktuell auf Tabellenposition drei – punktgleich mit Spitzenreiter Bischofswerda und Vize Eilenburg. Alle drei Mannschaften sind die Einzigen in der Staffel, die bisher noch nicht verloren haben, doch schätzt Trainer Knut Michael auch diesen Fakt sehr realistisch ein. „Wir sind Neuling in einer Spielklasse, die eine ganz andere Hausnummer darstellt, als es die bisherigen waren. Wir sind in drei Jahren zweimal aufgestiegen, alles ging rasant schnell“, so Michael. „Für uns geht es einzig darum, so schnell wie möglich mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Deswegen müssen wir versuchen, die derzeit anhaltende Euphorie so lange wie möglich mitzunehmen. Wir haben in der Oberliga absolutes Neuland betreten, wo mit Sicherheit auch der eine oder andere Rückschlag kommen wird. Aber klar: Ich bin mit dem Saisonstart sehr zufrieden.“ Positiv angetan ist Michael auf von seinem Kader, welchen er für die Spielzeit zur Verfügung hat. „Wir haben hauptsächlich junge, entwicklungsfähige Spieler nach Freital geholt, welche uns einerseits fußballerisch weiterhelfen und andererseits charakterlich einwandfrei sind“, so der SCF-Coach. „Natürlich unterliegen vor allem junge Spieler noch Formschwankungen, doch bisher passt das alles sehr gut.“ Mit Kapitän Robin Fluß (26) oder Oliver Genausch (31) haben die Freitaler sogar den einen oder anderen Akteur in den eigenen Reihen, welcher bereits Regionalliga-Erfahrung vorweisen kann. Fluß kickte in Nordhausen, Genausch sowohl in Zwickau als auch in Nordhausen, Auerbach und Bischofswerda in dieser Spielklasse. Diese beiden Akteure haben bei Dynamo Dresden (Fluß) und Zwickau (Genausch) ihre Visitenkarte sogar schon in der 3. Liga abgegeben. Doch ungeachtet vom Personal ist sich Trainer Knut Michael über die Schwere der Aufgabe gegen Grimma bewusst. „Wir treffen auf eine sehr spielstarke Mannschaft, die über große Erfahrung in der Oberliga verfügt“, so der SCF-Coach. „Grimma wird sicherlich eine andere Rolle als in der letzten Saison spielen wollen – dies zeigen schon die ersten Resultate. Wir wissen definitiv, was auf uns zukommt und benötigen einen guten Tag sowie die hundertprozentige Leistungsfähigkeit von allen, um weitere Punkte sammeln zu können.“

Die Grimmaer ihrerseits fahren mit dem festen Ziel nach Freital, ebenfalls wieder auf dem Punktekonto anschreiben zu können. „Doch wir werden dort auf einen hungrigen und stabilen Gegner treffen, der als Neuling glänzend in die Saison gestartet ist“, weiß Trainer Steffen Ziffert. „Wir haben zuletzt sowohl gegen Neugersdorf als auch gegen Fahner Höhe Zähler abgegeben. Freital hat diese beiden Teams zu Hause jeweils besiegt. Und in Plauen zu gewinnen sowie in Auerbach einen Punkt zu holen, ist traditionsgemäß richtig schwer. Freital hat dies geschafft und davor habe ich großen Respekt.“ Nichtsdestotrotz will der FC-Coach gar nicht so viel über den Gegner eingehen, sondern den Fokus auf seine Mannschaft richten. „Für uns war das Pokalspiel in Chemnitz wichtig für das Selbstvertrauen, auch wenn wir eine lange Anlaufzeit gebraucht haben“, so Ziffert. So wurde innerhalb der Trainingswoche gewohnt fokussiert und konzentriert gearbeitet, so dass die Truppe gut vorbereitet dieses schwere Auswärtsspiel in Freital angehen wird. „Wichtig wird sein, dass wir von Beginn an gut gegen den Ball arbeiten und defensiv wieder stabil stehen“, so Ziffert. „Aber natürlich müssen wir auch versuchen, Offensivakzente zu setzen. Wenn uns dies gelingt, bin ich optimistisch, dass wir in Freital etwas mitnehmen werden.“ Vom Personal her gibt es aktuell relativ wenig Probleme, wenn man Torhüter Nico Becker (Muskelbündelriss) und Robin Spreitzer (Lauftraining nach Sprunggelenksverletzung) mal ausklammert. Abwehrspieler Lucas Bartsch, der in Dachwig gegen Fahner Höhe bei der Erwärmung passen musste, steht genauso wieder im Trainingsprozess wie Kapitän Michel Schwarz, der am vergangenen Sonntag ebenfalls nicht zur Verfügung stand. Demzufolge fahren die Ziffert-Schützlinge mit einem guten Kader zum Aufsteiger, wohl wissend, dass man dort alles in die Waagschale werfen muss. Dies mussten die Muldestädter vor fast auf den Tag genau zwei Jahren erfahren, als man als Oberligist in der 2. Hauptrunde des Wernesgrüner-Sachsenpokals beim damaligen Landesligisten SC Freital antreten musste – und dort alles abrufen musste, um die nächste Runde zu erreichen. Nach 90 Minuten stand es 2:2-Unentschieden, erst ein energischer Spurt in der Verlängerung ließen die Grimmaer letztlich mit 4:2 den Platz als Sieger verlassen. „Uns wird nichts geschenkt werden. Doch darauf sind wir vorbereitet und werden dem Gegner über 90 Minuten einen harten Fight liefern.“

Tom Rietzschel