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Kurz vor Schluss ins Tal der Tränen gefallen


NOFV-Oberliga Süd • 13. Spieltag

 

VFC Plauen – FC Grimma  2:2 (1:1)

Plauen: Böttcher – Walther (ab 82. Grandner), L. Albert, T. Fischer, Morosow – Kretzer, Andreopoulos – Spranger (ab 62. Sovago), Limmer, Nýber (ab 74. Glaser) – Will – Trainer: R. Fischer

Grimma: Birkigt – Bartsch, Ronneburg (ab 62. Markus), T. Ziffert, Brand – Schwarz, Wolf (ab 62. S. Albert) – Jackisch (ab 67. Walter), Beiersdorf (ab 82. Konzok), Funken (ab 82. Burkhardt) – Bondarenko – Trainer: St. Ziffert

Schiedsrichter: Nixdorf (Dresden) – Schiedsrichter-Assistenten: Kneusel, K. Windisch (beide Dresden) – Tore: 0:1 Beiersdorf (20.), 1:1 T. Fischer (25.), 1:2 Beiersdorf (69.), 2:2 L. Albert (90.) – Gelbe Karten: S. Albert (Grimma) wegen Foulspiels (84.), Brand (Grimma) wegen Foulspiels (86.), Birkigt (Grimma) wegen Unsportlichkeit (89.) – Rote Karten: Schwarz (Grimma) wegen einer Notbremse (57.) – besondere Vorkommnisse: Birkigt (Grimma) hält Foulstrafstoß (Schwarz an Nýber) von Kretzer (59.) – Reservebänke: Kuhl (Tor), Hujdurović, Fazliu – Evers (Tor), Goldammer – Zuschauer: 451 im Vogtlandstadion zu Plauen

 

Plauen. Nach zwei Niederlagen in Folge hat Oberligist FC Grimma einen kleinen Schritt in die richtige Richtung gemacht – auch wenn man in der Endkonsequenz nur einen Teilerfolg verbuchen konnte. Beim favorisierten VFC Plauen holten die Muldestädter beim 2:2 (1:1)-Unentschieden einen Auswärtspunkt, wenngleich angesichts des Spielverlaufs sogar noch mehr möglich gewesen wäre. So führten die Gäste, die über eine halbe Stunde in Unterzahl agieren mussten, bis in die Endphase hinein noch mit 2:1 und waren den drei Punkten sehr nah, ehe den Gastgebern nach einer unübersichtlichen Situation im Grimmaer Strafraum in der Schlussminute der regulären Spielzeit doch noch der Ausgleich gelang (90.). Dementsprechend war die Laune von Trainer Steffen Ziffert nach Spielende schon sehr betrübt. „Vor der Begegnung hätte ich das Ergebnis unterschrieben, jetzt bin ich natürlich sehr enttäuscht“, so der Grimmaer Coach. „Meine Mannschaft hat viel investiert und vor allem in Unterzahl alles in die Waagschale geworfen. Daher ist es umso bitterer, hier kurz vor Schluss doch noch den Ausgleich zu kassieren. Diese drei Punkte hätten uns in Anbetracht der anderen Ergebnisse richtig gut getan – heute tut mir die Truppe schon etwas leid. Nichtsdestotrotz haben wir in dieser Partie wieder einen Schritt nach vorn gemacht.“ Auf der anderen Seite war Zifferts Gegenüber, Robert Fischer, weit weniger zufrieden. „Ich bin natürlich überhaupt nicht zufrieden – mit einem Sieg hätten wir in der Tabelle einige Plätze gut machen können. Angesichts unseres späten Ausgleichs müssen wir am Ende des Tages jedoch mit dem Punkt leben. Zwar denke ich, dass die Begegnung in unsere Richtung läuft, wenn wir den Elfmeter reinschießen, doch ist dies eben nicht passiert. In Anbetracht auf die kommenden Gegner Eilenburg und Krieschow ist das Ergebnis nicht zufriedenstellend, zumal wir die Grimmaer Tore durch individuelle Fehler selbst eingeleitet haben. Insgesamt war das heute viel zu wenig.“

Von Beginn an waren die Muldestädter hellwach. Man verengte im Defensivbereich immer wieder geschickt die Räume und versuchte nach den Balleroberungen zielstrebig nach vorn zu spielen. So bot sich bereits nach weniger Minuten recht schnell die Möglichkeit zur Führung. Dabei ließ VFC-Schlussmann Fritz Böttcher eine Eingabe von Felix Beiersdorf nach vorn prallen, doch setzte Nikita Bondarenko die Kugel knapp über das Gehäuse (5.). „Obwohl wir gut auf den Gegner vorbereitet waren, ist es für mich unverständlich, dass wir 20 Minuten gebraucht haben, um ins Spiel zu kommen und die Zweikämpfe anzunehmen“, resümierte ein leicht angesäuerter Plauener Coach Robert Fischer im Nachgang. Dabei konnte man den Ausführungen des VFC-Trainers durchaus folgen, gehörte die Anfangsphase durchaus den Gästen. Torannäherungen hatten einzig die Muldestädter zu verzeichnen, die mit einfachem Fußball immer wieder für Gefahr sorgten. Strich dabei zunächst ein Distanzschuss von Leonhard Wolf knapp über den Querbalken (15.), verfehlte anschießend Christoph Jackisch mit einem Flachschuss hauchzart das lange Eck (17.). So zogen die Gäste kurz darauf in Front – auch wenn die Gastgeber dabei kräftig mithalfen. Bei einem Klärungsversuch spielte VFC-Keeper Böttcher den Ball direkt in die Füße von Felix Beiersdorf, welcher die Kugel im Anschluss zum 0:1 im verwaisten Gehäuse unterbrachte (20.). „Entscheidend war, dass wir in dieser Situation nachgesetzt haben und so den Fehler des Torhüters provoziert haben“, freute sich FC-Coach Steffen Ziffert über den Führungstreffer seiner Elf. „Angesichts der Anfangsphase war Grimmas Führung nicht unverdient, obwohl wir diesen Gegentreffer natürlich nie kassieren dürfen“, so Plauens Trainer Robert Fischer.

Allerdings hielt der Vorsprung der Muldestädter nicht allzu lange, mit der ersten Torannäherung kam der Favorit zum Ausgleich. Nach einem Eckball von Kevin Walther lief Tom Fischer auf den ersten Pfosten ein und drückte die Kugel zum 1:1 ins Netz (25.). „Ärgerlich und viel zu einfach, zumal wir im Vorfeld explizit auf die Plauener Stärken bei Ecken und Freistößen hingewiesen hatten“, so FC-Coach Ziffert. Dies war das Signal für den VFC, der nun deutlich besser ins Spiel kam und sich eine gewisse Feldüberlegenheit erarbeiten konnte. Richtig zwingend wurden die Gastgeber jedoch kaum, auch wenn die Platzherren die eine oder andere Abschlusshandlung zu verzeichnen hatten. Nach einer Eingabe von Charlie Spranger köpfte Ondřej Nýber knapp über das Gebälk (33.), im Anschluss zeigte sich FC-Schlussmann Pascal Birkigt bei einem Freistoß von Fischer sowie einem Versuch von Alexander Morosow voll auf der Höhe (36., 43.).

Auch nach dem Wechsel setzte sich die intensive Partie fort. Dabei hatten die Vogtländer zwar weiterhin mehr Ballbesitz zu verzeichnen, doch agierten die Muldestädter weiterhin voll auf Augenhöhe, da man in läuferischer Hinsicht und in Sachen Zweikampfführung alles investierte. Zwar versuchte sich VFC-Torjäger Lucas Will (11 Saisontreffer) mit einem Schuss von der Strafraumgrenze, doch war dies für Birkigt kein Problem (53.). Nach 57 Minuten sollte sich dann jedoch die Ausgangslage aus Grimmaer Sicht drastisch ändern. Nach einer Flanke von Walther kam Michel Schwarz im Duell gegen den einschussbereiten Nýber einen Sekundenbruchteil zu spät und brachte den tschechischen Außenbahnspieler zu Fall. Schiedsrichter Marek Nixdorf (Dresden) zögerte keine Sekunde, entschied berechtigterweise auf Strafstoß und stellte zusätzlich noch den Grimmaer Kapitän aufgrund einer Vereitelung dieser klaren Torchance mit Rot vom Platz (57.). Allerdings konnten die Gastgeber diese Möglichkeit zum Führungstreffer nicht nutzen – Birkigt ahnte die Ecke von Moritz Kretzer und parierte den Flachschuss reaktionsschnell (59.).

Damit blieben die Muldestädter weiterhin im Spiel, in Unterzahl versuchte man natürlich fortan zwangsläufig, die eigene Defensive noch mehr zu verstärken und mit einzelnen Kontersituationen für etwas Entlastung zu sorgen. Und genau dieser Plan schien aufzugehen. Nach einem Ballverlust im Plauener Spielaufbau schalteten die Ziffert-Schützlinge blitzschnell um – perfekt von Jakob Funken bedient, behielt abermals Beiersdorf vor dem VFC-Gehäuse kühlen Kopf und lochte per Flachschuss ins lange Eck zum 1:2 ein (69.). Zwei Minuten später schien der Vorsprung jedoch schon wieder Makulatur zu sein. Nach einem langen Ball in den FC-Strafraum entschied Schiedsrichter Nixdorf nach einem Zusammenprall zwischen Nýber und Birkigt zunächst abermals auf Elfmeter für die Gastgeber, doch auf Intervention des Assistenten Kneusel (Dresden), der vorher aufgrund einer Abseitsposition Nýbers die Fahne hob, nahm der Referee seine Entscheidung zurück (71.). Dies war jedoch die einzige brenzlige Situation, die vor dem Grimmaer Tor entstand. Von einem Distanzschuss Limmers mal abgesehen (vorbei, 78.), bissen sich die Vogtländer an der kompakten und massiven Hintermannschaft der Muldestädter förmlich die Zähne aus. Mit extremer Laufbereitschaft und intensiver Zweikampfführung gelang es den Gästen, das Geschehen fernab vom eigenen Tor zu halten – der Zeitfaktor sollte zusätzlich für die Ziffert-Schützlinge sprechen. Plauen rannte zwar weiterhin stereotyp an, doch wie aufopferungsvoll die dezimierten Gäste den kostbaren Vorsprung mit jeder Menge Hingabe und Leidenschaft verteidigten, nötigt der Elf großen Respekt ab. Dabei bot sich den Grimmaern kurz vor Schluss bei einem der Entlastungsangriffe sogar die Möglichkeit die Partie endgültig zu entscheiden, doch strich ein Schuss des eingewechselten Jonathan Burkhardt hauchzart über den Querbalken (89.).

So verrannten die Sekunden, die Muldestädter waren kurz vor heißbegehrten drei Punkten – ehe diese Hoffnungen in der letzten Minute der regulären Spielzeit doch noch wie Seifenblasen zerplatzen sollten. Nach einem langen Ball in den Grimmaer Strafraum brachten die Gäste die Kugel nicht aus der Gefahrenzone – VFC-Kapitän Lucas Albert zog staubtrocken ab und traf per Flachschuss zum 2:2-Ausgleich ins lange Eck (90.). Die Gäste sanken daraufhin zu Boden, in der sechsminütigen Nachspielzeit drängten die Vogtländer dann mit äußerster Vehemenz, um die Begegnung noch komplett drehen zu können. Zischte ein Schuss von Philipp Sovago zunächst knapp drüber (90.+3), reagierte Birkigt wenig später nach einem Kopfstoß Fischers grandios (90.+5). Nach dem folgenden Eckball jubelten die VFC-Fans bereits, doch drehte sich ein weiterer Kopfball von Fischer nur um Haaresbreite am langen Eck vorbei (90.+6). Hier hatten die Muldestädter zwar noch etwas Glück, doch eine Niederlage hätten die Ziffert-Schützlinge aufgrund der gezeigten Vorstellung nicht verdient gehabt. Vielmehr ärgerte man sich, dass man den knappen Vorsprung nicht ganz ins Ziel retten konnte und mit drei Zählern aus dem Vogtland ein Achtungszeichen in der Oberliga gesetzt hätte.

Tom Rietzschel


Bilder vom Spiel

Fotos: Karsten Hannover