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Erfurt muss, Grimma kann – Muldestädter starten beim Top-Favoriten

Vorschau auf den 1. Spieltag der NOFV-Oberliga Süd zwischen

 

FC Rot-Weiß Erfurt – FC Grimma

 

Datum:            Sonntag, 08.08.2021

 

Spielort:          Steigerwaldstadion, Erfurt

 

Anstoß:           14.05 Uhr

 

Ein Dreivierteljahr ist mittlerweile vergangen, als der FC Grimma sein letztes Spiel unter Wettkampfbedingungen bestritten hat. Am 24.10.2021 unterlagen die Muldestädter beim FC Oberlausitz Neugersdorf knapp mit 1:2 (0:1) – die anschließende Corona-Pandemie ließen fortan keinen Trainings- und Spielbetrieb mehr zu. Doch nun geht es endlich wieder los, die Oberliga-Saison 2021/22 wird am Wochenende eingeläutet. „Die Freude ist riesengroß, endlich können wir wieder um Punkte spielen.“ Das Leuchten in den Augen von FC-Trainer Alexander Kunert ist dabei deutlich zu erkennen. „Nach so einer quälend langen Pause können wir es eigentlich kaum noch erwarten, zumal die Spiele auch mit Zuschauern ausgetragen werden können. Fußballherz, was willst du mehr?“ Dabei müssen die Muldestädter zwar gleich am Premieren-Spieltag beim Aufstiegs-Top-Favoriten FC Rot-Weiß Erfurt antreten, doch ist der Grimmaer Coach von dieser Ansetzung mehr als angetan. „Ein besseres Auftaktspiel kann man doch eigentlich gar nicht bekommen“, so Kunert. Der Anstoß im Erfurter Steigerwaldstadion erfolgt am Sonntag um 14.05 Uhr.

Gewiss, der Traditionsverein aus der thüringischen Landeshauptstadt hat schon weitaus bessere Zeiten hinter sich. Zu DDR-Zeiten jahrzehntelang ein fester Bestandteil der Oberliga spielte der FC Rot-Weiß nach der Wiedervereinigung in den Saisons 1991/92 und 2004/05 sogar zwei Spielzeiten in der 2. Bundesliga. Als im Jahr 2008 die 3. Liga eingeführt wurde, waren die Erfurter im Anschluss daran Dauerbrenner in dieser Spielklasse, ehe man 2018 den bitteren Gang in die Regionalliga angehen musste. Turbulenzen im Verein sowie wirtschaftliche Schwierigkeiten sorgten allerdings dafür, dass die Blumenstädter Ende Januar 2020 Insolvenz anmelden mussten und somit als erster Absteiger feststanden. Nur mit einem extremen Kraftakt und der Unterstützung von Investor Franz Gerber (ehemaliger Bundesliga-Profi beim FC Bayern München, Wuppertaler SV, FC St. Pauli, Hannover 96) konnte sich Rot-Weiß danach das Spielrecht für die Oberliga-Saison 2020/21 sichern – mit einer völlig neu formierten Mannschaft konnte man die vergangene, abgebrochene Spielserie mit dem 3. Platz abschließen. Dabei vermasselte man den Saisonstart vollends – nur ein Punkt aus den ersten drei Begegnungen sorgten vielleicht in der Endkonsequenz dafür, dass man zum Zeitpunkt des Saison-Abbruchs dem FC Eilenburg hinsichtlich des Regionalliga-Aufstiegs den Vortritt lassen musste.

Doch für die neue Spielserie scheinen die Thüringer gut gerüstet. „Wir sind mit der Vorbereitung sehr zufrieden“, berichtet Trainer Manuel Rost. „Die wochenlange Saisonvorbereitung ist deutlich besser verlaufen als im Vorjahr, als bekanntlich noch Vieles in der Schwebe war. Demzufolge konnten wir die Mannschaft gut auf die bevorstehende Oberliga-Serie vorbereiten, zumal wir kaum Verletzungen im Kader hatten.“ Zusammen mit seinem Trainerkollegen Goran Miščević und dem kürzlich dazu gewonnenen Fabian Gerber geht Rost optimistisch die neue Saison an. „Ich denke, wir haben einen qualitativ gut besetzten Kader, welcher noch jede Menge Entwicklungspotenzial besitzt“, so der Erfurter Übungsleiter. „Wir konnten in der Vorbereitung des Weiteren unsere Spielanlage verbessern, wo es nun gilt, die Trainingsinhalte auch im Wettkampf umzusetzen.“

Nichtsdestotrotz ist man sich im Erfurter Lager selbstverständlich darüber im Klaren, dass man RWE fast zwangsläufig als Top-Favorit auf den Regionalliga-Aufstieg handelt. „Natürlich ist die Erwartungshaltung hoch, doch sollten wir trotzdem demütig bleiben“, lehnt sich Manuel Rost hinsichtlich des Saisonziels nicht zu weit aus dem Fenster. „Die Saison ist mit 36 Spielen sehr lang, es kann sehr viel passieren. Wichtig ist es daher, erst einmal gut aus den Startlöchern zu kommen.“ Der Coach ist natürlich bestrebt, jeglichen Druck von seiner Mannschaft zu nehmen, auch wenn die Euphorie im Umfeld sehr groß ist. „Wir müssen Woche für Woche unsere maximale Leistung auf den Platz bringen, was jedoch aufgrund der sehr jungen Mannschaft sicherlich nicht immer eintreten wird“, so Manuel Rost. „Junge Spieler unterliegen immer wieder einigen Leistungsschwankungen, welche wir natürlich einkalkulieren müssen. Wichtig wird sein, nach den jeweiligen 90 Minuten jeweils ein Ergebnis zu erzielen, was uns im Endeffekt weiterhilft.“ An die letztjährige 0:1-Heimniederlage gegen die Muldestädter wird der Trainer seine Elf in der Spielvorbereitung nicht erinnern. „Das ist jetzt ein Jahr her“, so Rost. „Für uns liegt der Fokus einzig darin, nach so einer langen Zeit am Sonntag in unserem Wohnzimmer vor unseren treuen Fans das erste Heimspiel der neuen Oberliga-Saison bestreiten zu dürfen. Dafür spüren wir extrem große Lust.“ Nichtsdestotrotz ergänzt Rost: „Natürlich wünschen wir uns zusätzlich einen positiven Saisonstart. Doch dafür müssen wir alles abrufen.“

Auch sein Gegenüber Alexander Kunert verspürt auf den Sonntag sehr große Vorfreude. Für diese Begegnung im Steigerwaldstadion sind nach Zustimmung des Erfurter Gesundheitsamtes insgesamt 2.494 Zuschauer zugelassen – diese Kapazität wird mit Sicherheit am Sonntag auch ausgefüllt werden. „Wir spielen in Erfurt vor großer Kulisse, das sollte doch jeden meiner Spieler beflügeln“, so der Grimmaer Coach. „Ich denke schon, dass wir am Sonntag leichte psychologische Vorteile auf unserer Seite haben. Erfurt muss vor heimischer Kulisse das Auftaktspiel gewinnen und hat daher sicherlich gehörigen Druck. Im Gegensatz dazu haben wir überhaupt nichts zu verlieren und können frei aufspielen.“ Deshalb wird der Grimmaer Trainer sein Team in der Spielvorbereitung dementsprechend einstellen, um genau diese Unbekümmertheit seiner Truppe in den 90 Minuten zu sehen. „Letzte Saison haben wir hier mit 1:0 gewonnen, daran gilt es die Mannschaft noch einmal zu erinnern“, so Kunert. „Natürlich sind wir uns über die Schwere dieser Aufgabe absolut im Klaren, doch werden wir uns definitiv nicht in die Hose machen. Wir sind gut vorbereitet und wollen auch in Erfurt unsere Chance suchen.“ Wichtig wird sein, dass die Muldestädter am Sonntag die etwas anderen Rahmenbedingungen als bei einem gewöhnlichen Oberligisten von Beginn an annehmen, sich von der Zuschauerkulisse nicht beeindrucken lassen und von der ersten Sekunde hellwach zu Werke gehen. „Gegen den Ball wollen wir natürlich kompakt agieren und sowohl mit der nötigen körperlichen als auch geistigen Präsenz unser Tor verteidigen“, so Trainer Alexander Kunert. „Im Spiel nach vorn hoffen wir natürlich auf genügend Umschaltmomente. Auch in Sachen Torgefahr bei Standards haben wir das letzten Samstag in Riesa sehr gut gemacht. Wenn es uns gelingt, die Trainingsinhalte im Wettkampf abzurufen, bin ich optimistisch.“

Einen kleinen Wermutstropfen hat der FC-Coach allerdings doch noch zu verzeichnen. Innenverteidiger Lucas Bartsch, ein absoluter Stabilisator der Grimmaer Hintermannschaft, wird verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stehen. „Das ist zwar extrem bitter, doch macht sein Einsatz keinen Sinn. Sollte etwas passieren, würde er perspektivisch nur noch länger ausfallen“, so Trainer Alexander Kunert. Mit Felix Käseberg (verletzt) und Tim Mattheus (privat verhindert) werden zwei weitere Akteure den Muldestädtern am Sonntag nicht zur Verfügung stehen. Da kommt es dem Coach ganz gelegen, dass die zuletzt fehlenden Stefan Tröger, Vincent Markus und Toni Ziffert die Trainingswoche komplett absolviert haben und in Erfurt sicherlich einsatzbereit sind. „Die Saison beginnt bei null. Beide Teams wissen daher noch nicht, wo sie stehen“, so Alexander Kunert. „Erfurt muss, wir können – diese Konstellation ist vom Kopf her für uns sehr gut. Wir wollen gut aus den Startlöchern kommen, doch dazu müssen wir über die 90 Minuten als Team über die Leistungsgrenze gehen.“