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0:2-Rückstand getrotzt – drei wichtige Punkte im Abstiegskampf


NOFV-Oberliga Staffel Süd • 22. Spieltag

FC Einheit Wernigerode – FC Grimma  2:3 (2:1)

Wernigerode: Lohse – Raeck (ab 46. Sitzenstock), Hess, Wersig, Treu – Lisowski, Singbeil (ab 82. Engelhardt), Farwig, Dörnte – Schmidt, Hildach (ab 70. Schlichting) – Trainer: Deicke

Grimma: Hauswald – Markus, Tröger, T. Ziffert, Spreitzer – E. Ziffert – Goldammer (ab 46. Nitschke), Brand (ab 83. Beiersdorf), Jackisch, Walter (ab 46. Huhn) – Böhme (ab 46. Stockmann) – Trainer: St. Ziffert

Schiedsrichter: Baudis (Sondershausen) – Schiedsrichter-Assistenten: Roßmell (Urbach), Blanke (Leimbach) – Tore: 1:0 Hildach (16., Foulstrafstoß – E. Ziffert an Wersig), 2:0 Hildach (34., Foulstrafstoß – T. Ziffert an Singbeil), 2:1 Jackisch (45.+3), 2:2 Brand (66.), 2:3 Nitschke (90.+1) – Gelbe Karten: Raeck (Foulspiel – 31.), Wersig (Foulspiel – 45.+2), Hess (Foulspiel – 69.), Schmidt (Unsportlichkeit – 73.), Farwig (Unsportlichkeit – 90.+3) – Jackisch (Unsportlichkeit – 5.), Böhme (Foulspiel – 6.), Stockmann (Foulspiel – 88.), Brand (Unsportlichkeit – 90.+1 – als bereits ausgewechselter Spieler) – Reservebänke: Effler (Tor), Riemann, Steinke – T. Jentzsch (Tor), Pechmann, Ronneburg – Zuschauer: 224 im Mannsberg-Stadion zu Wernigerode

 

Wernigerode. Nach nur einem Punkt aus den letzten fünf Oberliga-Begegnungen hat der FC Grimma im Kampf um den Klassenerhalt drei ganz wichtige Zähler eingefahren. Nach einem zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand gewannen die Muldestädter beim FC Einheit Wernigerode mit 3:2 (1:2) und halten sich damit für die Spielklassen-Zugehörigkeit alle Optionen offen. Seit dem 14.12.2019 ist es den Grimmaern wieder einmal gelungen, einen Zwei-Tore-Rückstand in einen Sieg umzuwandeln. Damals lag man beim TV Askania Bernburg zur Pause mit 1:3 hinten – am Ende konnte ein 5:4-Auswärtssieg gefeiert werden. Ein ähnlicher Husarenstreich gelang nun in Wernigerode, zumal, auch angesichts der aktuellen Form und der Tabellensituation, nach dem 0:2-Rückstand wohl nur die Wenigsten einen Pfifferling auf die Muldestädter setzten. Dass die Moral absolut intakt ist, hat diese Begegnung eindrucksvoll gezeigt, zumal der Sieg aufgrund der deutlichen Steigerung in den zweiten 45 Minuten auch absolut in Ordnung geht. „Kompliment an meine Mannschaft. Wer so zurückkommt, hat sich die drei Punkte auch verdient“, resümierte ein sichtlich erleichterter Trainer Steffen Ziffert. „Fußballerisch war das zwar in der ersten Halbzeit nicht viel von uns, doch hat uns der Anschlusstreffer kurz vor der Pause zurück ins Spiel gebracht. Wenn wir mit 0:2 in die Halbzeit gehen, wäre es sicherlich sehr schwer geworden. Doch mit dem Tor im Rücken konnte sich meine Mannschaft nach dem Wechsel eminent steigern und sich ein deutliches Chancenplus erspielen. Aufgrund der Ergebnisse der Konkurrenz vom Vortag tut uns dieser Sieg natürlich sehr gut. Allerdings dürfen wir nun nicht denken, dass fortan alles von selbst läuft. Es war nur ein kleiner Schritt – am Mittwoch steht unser Nachholspiel daheim gegen Abstiegskonkurrent Halle 96 auf dem Plan, wo wir ähnlich auftreten müssen, wie in der zweiten Halbzeit in Wernigerode.“

Dabei bleiben die Gäste im ersten Durchgang allerdings deutlich unter ihrem Leistungsniveau. Zwar setzte Matty Goldammer nach Kopfball-Ablage von Patrick Böhme das erste Achtungszeichen (drüber, 8.), doch insgesamt blieben die Muldestädter in ihren Offensivbemühungen überschaubar. Problem war die mangelnde Pass-Qualität aus der Kreativzone, verbunden mit dem fehlenden Durchsetzungsvermögen im letzten Drittel. Die Gastgeber rissen gewiss keine Bäume aus, doch profitierten sie von den Grimmaer Ballverlusten, um selbst konstruktive Offensivaktionen zu kreieren. Erstmals musste Christopher Hauswald bei einem hoppelnden Flachschuss von Moritz Singbeil eingreifen, doch meisterte der Grimmaer Schlussmann diese Aufgabe (11.). Wenig später dann jedoch der erste Nackenschlag für die Muldestädter. Äußerst clever nahm Einheit-Kapitän Danny Wersig im Grimmaer Strafraum den Kontakt von Eric Ziffert an – Schiedsrichter Paul Baudis (Sondershausen) zeigte sofort auf den ominösen Punkt. Torjäger Kevin Hildach ließ sich die Chance nicht nehmen und schickte Hauswald in die falsche Ecke – 1:0 (16.). Dieses Gegentor verursachte Einiges bei den Ziffert-Schützlingen, vor allem im Rückwärtsgang stimmte die Zuteilung fortan gar nicht mehr. Glücklicherweise konnten die Gastgeber mit den vorhandenen Freiheiten nicht wirklich viel anfangen. Die Ausnahmen bildeten ein Versuch von Nick Schmidt nach vorheriger Lisowski-Vorarbeit (drüber, 23.) sowie ein Schuss von Singbeil, bei welchem Hauswald seine ganze Klasse zeigte (29.). Die Grimmaer konnten sich ihrerseits im Offensivbereich weiterhin kaum in Szene setzen, einzig einem Standard erzeugte man einen Hauch von Torgefahr. So servierte Christoph Jackisch einen Eckball lang auf den zweiten Pfosten, doch konnte Stefan Tröger den Ball nicht kontrollieren, so dass dieser knapp das Tor verfehlte (31.). Kurz darauf sollte es aus Sicht der Ziffert-Elf allerdings noch schlimmer kommen. Nach einer Zweikampfsituation zwischen Toni Ziffert und Singbeil entschied Referee Baudis erneut auf Strafstoß für Einheit, was das FC-Lager gehörig auf die Palme brachte. Hildach war dies egal, auch wenn Hauswald diesmal die Ecke ahnte und die Kugel um ein Haar abwehren konnte – 2:0 (34.). Nun musste man etwas Angst um die Muldestädter haben, auch wenn die Gastgeber aus dem Spiel heraus ebenfalls wenig zustande brachten. Einzig Gino Dörnte versuchte sich zweimal aus der Distanz – den ersten Versuch meisterte Hauswald reaktionsschnell (40.), der zweite zischte knapp über den Querbalken (45.). Doch Sequenzen vor dem Pausenpfiff gelang den Muldestädtern urplötzlich die Rückkehr ins Spiel. Nachdem Robin Brand kurz vor dem Einheit-Strafraum gelegt wurde, jagte Jackisch den fälligen Freistoß flach zum 2:1 in die Torwartecke und impfte seinem Team damit neue Hoffnung ein. „Psychologisch war dieser Treffer für uns natürlich extrem wichtig, da man so mit einem ganz anderen Gefühl in die Halbzeit geht“, so Trainer Steffen Ziffert.

So wechselte der FC-Coach in der Pause gleich dreimal aus und brachte mit Jannik Huhn, Tom Stockmann sowie Max Nitschke gleich drei frische Kräfte. Und bereits direkt nach dem Wiederanpfiff sah man bei den Muldestädtern eine ganz andere Körpersprache. Fortan agierte man im Defensivverhalten viel geschlossener und legte auch im Spiel nach vorn deutlich eine Schippe drauf. Durch aggressives Zweikampfverhalten kam die Ziffert-Elf immer wieder zu Umschaltmomenten, welche prompt in Abschlussaktionen mündeten. So hatte Robin Spreitzer aus linker Position den Ausgleich auf dem Fuß, doch zischte das Streitobjekt knapp am Gehäuse vorbei (50.). Als Vincent Markus eine Minute später einen Einwurf in die gefährliche Zone brachte, jubelte man im Grimmaer Lager bereits, doch fischte Franz Günther Lohse im Wernigeröder Gehäuse einen Kopfball von Toni Ziffert aus dem Eck (51.). Die Gastgeber wurden fortan immer mehr beschäftigt, so dass die Abschlusshandlungen der Harzer eine Seltenheit blieben. Einzig Niclas Treu setzte aus halblinker Position noch einmal ein Achtungszeichen, doch bestand Hauswald diese Prüfung mühelos (63.). Stattdessen setzten die Grimmaer in der Folgezeit mehr und mehr die Akzente – es schien so, als ob in der zweiten Halbzeit eine ganz andere Mannschaft auf dem Platz ist. So kam der Ausgleichstreffer nicht von ungefähr, welchen sich die Gäste aufgrund ihrer Steigerung auch verdienten. Nach einem Eckball bekam Einheit den Ball nicht aus der Gefahrenzone – Brand zog unvermittelt ab, wobei die abgefälschte Kugel im äußersten Eck landete – 2:2 (66.). Doch damit noch nicht genug, nur eine Minute später hätten die Muldestädter die Partie komplett drehen können. Ein zu kurz abgewehrter Ball fiel genau vor die Füße von Jackisch, jedoch bewahrte Lohse sein Team vor dem Rückstand (67.). Das Momentum kippte nun mehr und mehr auf Seiten der Muldestädter, die auch in der Folgezeit ihr Heil in der Offensive suchten. Ein Punkt nach einem 0:2-Rückstand wäre den Grimmaern mit Sicherheit bereits als Achtungszeichen gerecht geworden, doch ging die Mannschaft in der Endphase sogar auf die vollen drei Punkte. „Bemerkenswert, wie die Elf auch nach dem 2:2 weiter nach vorn spielte und den Sieg wollte“, zollte Trainer Steffen Ziffert seinem Team ein Kompliment. Nachdem ein Distanzschuss von Eric Ziffert knapp über den Querbalken strich (77.), hatte Youngster Stockmann neun Minuten vor Schluss die Führung auf dem Stiefel. Glänzend von Huhn und Brand eingeleitet, hatte Stockmann aus halblinker Position freie Schussbahn, doch strich das Streitobjekt hauchzart am Gehäuse vorbei (81.). Wernigerode versuchte zwar, sich in der Endphase noch einmal der Überlegenheit der Gäste entgegenzustemmen, doch ließen die Muldestädter überhaupt nichts mehr zu. Stattdessen ruckte die Ziffert-Elf bis zum Ende unermüdlich an, mit dem unbedingten Willen, diese Begegnung komplett in die eigene Richtung zu drehen. Und genau diese Möglichkeit hatten die Gäste, als Jannik Huhn den rechtzeitig startenden Nitschke fand, dieser jedoch im Duell gegen den herausstürzenden Lohse einen Schritt zu spät kam (89.). Damit schien die Begegnung mit einer Punkteteilung auszugehen, welchen die Gäste nach dem Zwei-Tore-Rückstand sicherlich unterschrieben hätten. Doch setzten die Muldestädter unermüdlich nach, welche sich in der ersten Minute der Nachspielzeit schlussendlich voll und ganz für die gravierende Steigerung und die tolle Moral belohnen sollten. Wernigerode lief nach einem Ballverlust in der Grimmaer Hälfte in einen blitzschnell vorgetragenen Gäste-Konter – erneut sah Huhn den rechtzeitig startenden Nitschke, der, allein auf Lohse zulaufend, die Nerven behielt und die Kugel flach zum 2:3 im Einheit-Gehäuse unterbrachte (90.+1). Auch die restliche Nachspielzeit überstanden die Gäste problemlos, so dass der Grimmaer Jubel beim Abpfiff von Schiedsrichter Baudis natürlich grenzenlos war.

„Ich ziehe den Hut vor meiner Mannschaft, sicherlich hatten uns alle nach dem 0:2-Rückstand bereits abgeschrieben“, so Trainer Steffen Ziffert im Anschluss. „Heute hat man aber gesehen, was möglich ist, wenn man geschlossen als Kollektiv agiert. Diesen Sieg haben sich die Jungs absolut verdient. Ich hoffe, dass uns dieses Erfolgserlebnis Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben geben wird. Mittwoch gegen Halle 96 ist für uns ein weiteres extrem richtungsweisendes Spiel, wo wir erneut alles in die Waagschale werfen müssen.“