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Negativserie in der Oberliga außen vor lassen – Muldestädter gastieren im Pokal-Achtelfinale in Freital

Vorschau auf das Achtelfinale des Wernesgrüner-Sachsenpokals

 

SC Freital – FC Grimma

 

Datum:            Freitag, 17.11.2023

 

Anstoß:           19.00 Uhr

 

Spielort:          Johannes-May-Stadion, Freital

 

Nach sechs Oberliga-Spielen in Folge ist mittlerweile absolut ersichtlich, dass sich der FC Grimma derzeit in einer sehr schwierigen Phase befindet. Durch diese Negativserie sind die Muldestädter auf den ersten Abstiegsplatz abgerutscht, so dass in den letzten beiden Meisterschaftsspielen in Marienberg (25.11.) und daheim gegen den VfL Halle 96 (02.12.) dringend Punktezuwachs von Nöten ist, um nicht über den Jahreswechsel hin in dieser kritischen Tabellenregion zu verbleiben. „Dies sind beides Gegner auf Augenhöhe, in diesen Begegnungen müssen wir dringend den Bock umstoßen“, so Trainer Steffen Ziffert. „Doch erst einmal fokussieren wir uns auf den Pokalwettbewerb, wo wir natürlich auch diese Ergebniskrise beenden wollen. In Freital sind wir zwar nur Außenseiter, jedoch nicht chancenlos.“ Diesbezüglich trifft der Grimmaer Coach den Nagel auf den Kopf, auch wenn man sich über die Schwere der Aufgabe beim Oberliga-Kontrahenten absolut im Klaren ist. Nichtsdestotrotz muss das Achtelfinale im Wernesgrüner-Sachsenpokal erst einmal gespielt werden, zumal man bisher gegen den SC Freital noch nie verloren hat. „Das soll auch so bleiben, zumal wir uns mit einem erfolgreichen Spiel auch Selbstvertrauen für die Meisterschaft holen können“, so der Wunsch Zifferts. Der Anstoß im Freitaler Johannes-May-Stadion erfolgt am Freitagabend um 19.00 Uhr.

Seitdem sich zum 01.07.2020 die beiden Freitaler Vereine FV Blau-Weiß und SG Motor mit dem Hainsberger SV zum SC Freital zusammenschlossen, bewegt sich der extrem junge Club schier auf einer Erfolgswelle. Die Entwicklungen begannen jedoch schon einige Monate vorher, als der Hainsberger SV als Spitzenreiter die Landesklasse Mitte anführte, ehe die Spielzeit 2019/20 aufgrund der Corona-Pandemie vorzeitig abgebrochen wurde. Hainsberg meldete im Anschluss für die folgende Saison für die Landesliga – der neue Verein SC Freital nahm daraufhin das Spielrecht in Sachsens höchster Spielklasse wahr. Dort spielten die Freitaler als Neuling einen richtig guten Ball, waren Tabellenführer und fuhren nach sieben Spielen sensationelle 19 Punkte ein – ehe abermals Corona zuschlug und die Saison zum Stoppen brachte. Zwar meldete Freital im Anschluss für die Oberliga, doch wollte der Sächsische Fußball-Verband nach sieben absolvierten Begegnungen keinen Aufsteiger festlegen. So kam es Ende Juni 2021 zum Relegationsspiel gegen Verfolger Budissa Bautzen (18 Punkte), der ebenfalls für die Oberliga gemeldet hatte. Hier setzte sich der ehemalige Regionalligist in Dresden-Weißig mit 2:1 durch – Freital blieb nichts anderes übrig, als den Budissen zu gratulieren und in der Saison 2021/22 einen neuen Anlauf zu nehmen. In der neuen Spielzeit spielte Freital ähnlich souverän wie in der Vorsaison und war frühzeitig vorn zu finden. Auch wenn zum wiederholten Mal Corona-bedingt nur eine Halbserie gespielt werden konnte, behielt der SCF den längsten Atem – auch wenn der Großenhainer FV, welcher im Vorfeld allerdings nicht für Oberliga meldete, zum Ende der Saison noch einmal aufkommen sollte. Letztlich sollte Freital nur eine einzige Niederlage kassieren (0:1 am vorletzten Spieltag in Glauchau) und daher am Ende des Tages mit einem Zähler vor Großenhain völlig verdient in die Oberliga aufsteigen. Dort betrat der SCF im Sommer letzten Jahres zwar völliges Neuland, doch spielte der Neuling eine richtig gute Runde. Am Saisonende landeten die Freitaler auf Tabellenplatz sieben – wenn man jedoch berücksichtigt, dass die Mannschaft von Trainer Knut Michael (46) aus den letzten fünf Begegnungen nur fünf Zähler holte, wäre insgesamt vielleicht sogar noch mehr möglich gewesen. „An unserer Zielstellung im zweiten Oberliga-Jahr wird sich im Vergleich zur vorigen Saison nichts ändern“, so Trainer Michael, der als Innenverteidiger Regionalliga-Erfahrung beim Dresdner SC sowie Oberliga-Meriten beim FC Oberlausitz Neugersdorf, dem SC Borea Dresden sowie beim FSV Budissa Bautzen vorzuweisen hat. „Wir wollen frühzeitig so viel Punkte möglich holen, um uns schnellstmöglich aus der Abstiegszone zu entfernen. Sollte uns dies gelingen, können wir über andere Dinge sprechen.“ Dementsprechend gelang es in Freital fast alle Leistungsträger zu halten. Die Ausnahme bildet der Weggang von Torhüter Christopher Hauswald, der im Sommer zum TuS Koblenz wechselte. Doch gelang es dem SCF diesen Abgang mehr als adäquat zu ersetzen. So sicherte man sich die Dienste von Matti Kamenz, der in der vergangenen Saison noch das Tor von Regionalligist Greifswalder FC hütete. Als Backup konnte die Verpflichtung von Markus Scholz (TSV Steinbach Haiger) vermeldet werden, der in der Saison 2013/14 sechs Mal im Gehäuse des damaligen Zweitligisten Dynamo Dresden stand. Ansonsten holte man junge, hungrige Kicker nach Freital – darunter mit Felix Hennig eine Offensiv-Allzweckwaffe, der beim Großenhainer FV in den letzten beiden Spielserien insgesamt 14 Tore erzielte. „Der Einbau der vielen jungen Wilden ist ein Prozess, welcher eine gewisse Zeit andauerte“, so Coach Michael. „Nichtsdestotrotz ist schon jetzt eine Entwicklung vorhanden.“ Dies wurde auch in den letzten Ergebnissen eindrucksvoll untermauert. Nachdem eine gewisse Konstanz in den ersten Begegnungen noch nicht vorhanden war, hat sich der SCF in den letzten Wochen deutlich stabilisiert. In den letzten sechs Partien kassierte man nur eine Niederlage (1:2 beim Spitzenteam Magdeburg II) – vier Spiele wurden gewonnen, einmal spielte man remis. Demzufolge hat sich Freital mittlerweile mit 19 Punkten auf Platz sieben in der Tabelle vorgearbeitet und geht nach Pokalerfolgen in Großenhain (5:2), in Weinböhla (9:0) und in Oderwitz (4:1) als Favorit in die Begegnung gegen die Muldestädter.

Die Ziffert-Elf hat sich mit Siegen in Annaberg (6:0), in Colditz (3:2) sowie in Zwenkau (4:0) für dieses Pokal-Achtelfinale qualifiziert und hätte sich insgeheim natürlich nun ein angenehmeres Los gewünscht. „Aber wir müssen es nehmen, wie es ist und haben in der Meisterschaft bereits bewiesen, dass wir Freital Paroli bieten können“, so der Grimmaer Coach. Ende August wurde der Achtelfinal-Konkurrent im heimischen Husaren-Sportpark durch zwei Standard-Tore von Christoph Jackisch mit 2:1 (1:0) bezwungen – ein Fakt, welchen Steffen Ziffert mit Sicherheit in der Spielvorbereitung mit einfließen wird. Ansonsten ringen die Muldestädter aufgrund dieser Ergebniskrise natürlich zwangsläufig um Stabilität, auch, weil in entscheidenden Situationen im Spiel oft die falschen Entscheidungen getroffen werden. So war man am vergangenen Samstag bei der deutlichen 1:5 (1:3)-Heimniederlage gegen den 1. FC Magdeburg II am Ende des Tages zwar völlig chancenlos, doch wenn man dabei quasi drei Gegentreffer selbst einleitet, kann man mit einer eventuellen Überraschung keinesfalls rechnen. „Wir bekommen in dieser Saison einfach viel zu viel Gegentore“, so Ziffert. „Hier gilt es unbedingt den Hebel anzusetzen, um wieder die gewünschte Kompaktheit in der Defensive zu gewährleisten. Diese ist unabdingbare Grundlage im Abstiegskampf.“ Doch auch im Spiel nach vorn hat die Mannschaft deutliche Reserven. 13 Tore in 13 Begegnungen sind auf lange Sicht einfach zu wenig. „Kurzum: Wir müssen uns in allen Bereichen grundlegend verbessern, um unsere Ziele zu erreichen“, so Ziffert. „Und dafür brauchen wir jeden Einzelnen.“ Personell sieht es ähnlich wie in den letzten Wochen aus, auch wenn Matty Goldammer in dieser Woche wieder mit dem Mannschaftstraining begonnen hat. „Auch wenn wir derzeit wenig Selbstvertrauen haben, werden wir in Freital unsere Chance suchen und alles abrufen“, so der FC-Coach. „Schon mehrfach stand der Mannschaft in der Vergangenheit das Wasser bis zum Hals, wobei sie sich bisher immer aus diesen misslichen Situationen befreien konnte. Und dies wird uns auch diesmal gelingen, dafür werden wir alles investieren.“

Tom Rietzschel