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Sachsenpokal: Muldental-Derby in Hausdorf

Vorschau auf die 2. Hauptrunde des Wernesgrüner-Sachsenpokals

 

HFC Colditz – FC Grimma

 

Datum:            Sonntag, 10.09.2023

 

Anstoß:           15.00 Uhr

 

Spielort:          anona-Arena, Hausdorf

 

Die Vorzeichen könnten für das Wochenende kaum besser sein – top Wetter, perfekte äußere Bedingungen, Weltklasse-Rasen und sicherlich auch eine Zuschauerkulisse, welche ausdrücklich zum Rahmen dieser Veranstaltung passt! Nachdem der Landesklassist HFC Colditz und der Oberligist FC Grimma in der Vergangenheit oftmals die Klingen kreuzten, hatten diese Duelle jedoch meist nicht mehr als unerheblichen Wert. Entweder standen sich beide Teams in Testspiel-Begegnungen gegenüber oder man konnte sich in diversen Hallenturnieren gegeneinander messen. Diesmal ist dies jedoch anders – zum ersten Mal treffen beide Teams in einem Pflichtspiel aufeinander. Die 2. Hauptrunde des Wernesgrüner-Sachsenpokals steht auf dem Programm, wo im Anschluss nach der Landesklasse-Partie zwischen dem Bornaer SV und dem VfB Zwenkau vom Sächsischen Fußballverband vor einigen Wochen die Pokalauslosung vorgenommen wurde. Das Los bescherte das direkte Duell der beiden Muldental-Clubs, wobei die Favoritenstellung aufgrund der Spielklassen-Zugehörigkeit im Vorfeld sicherlich geklärt ist. Die Grimmaer spielen in der Oberliga zwei Klassen höher als der HFC, der allerdings nichts unversucht lassen wird, um als Underdog für Furore zu sorgen. Der Anstoß in der Hausdorfer anona-Arena erfolgt am Sonntag um 15.00 Uhr – wobei diese Partie für HFC-Trainer Alexander Kunert sicherlich eine ganz besondere sein dürfte.

Im Zeitraum von Juli 2004 bis Juni 2007 sowie von Juli 2011 bis August 2015 als Spieler beim SV 1919 und Nachfolgerverein FC Grimma aktiv (174 Pflichtspiele, 10 Tore), übernahm die ehemalige Mittelfeld-Akteur im Sommer 2018 das Traineramt des damaligen Sachsenligisten von der Mulde, nachdem der Vertrag von Coach Daniel Wohllebe nicht verlängert wurde. Unter Kunert, der vorher die eigenen B- und A-Junioren in der Sachsenliga coachte, gelang im Sommer 2019 sofort der Rückkehr in die Oberliga – auch wenn die zwei folgenden Spielserien aufgrund der Corona-Pandemie vorzeitig abgebrochen werden mussten, führte er sein Team jeweils ins Tabellenmittelfeld (Plätze 10 und 6), wobei man insgesamt nie etwas mit dem Abstieg zu tun hatte. Ende April 2022 erklärte Kunert in der anschließenden Pressekonferenz an das 1:1-Heimremis gegen den Bischofswerdaer FV 08 jedoch aus persönlichen Gründen seinen sofortigen Rücktritt, ehe er nun im Sommer 2023 das Traineramt in Hausdorf übernahm. „Na klar ist es am Sonntag ein besonderes Spiel für mich – alles andere wäre doch gelogen“, so Kunert. „Ich habe in Grimma meine ersten Schritte als Trainer im Nachwuchsbereich gemacht und hatte dort später die Möglichkeit, die I. Herren-Mannschaft zu übernehmen. Insgesamt kann ich von einer sehr prägenden Zeit sprechen. Doch seit Sommer lege ich meinen Fokus auf den HFC Colditz, wo ich am Sonntag natürlich alles investieren werde, um meiner Mannschaft von der Seitenlinie zu helfen. Daher wird im Spiel kein Platz für Emotionen vorhanden sein, auch wenn es gegen meinen Ex-Verein geht.“ Dabei ist der Hausdorfer Coach insgesamt mit der Vorbereitungsphase recht zufrieden, auch der Start in die Landesklasse Mitte gelang durchaus. Mit Siegen in Cossebaude (4:3) und daheim gegen Weinböhla (3:1) sowie einem 2:2-Remis in Meißen ist der HFC nach drei Spielen noch ungeschlagen und belegt mit sieben Punkten aktuell Platz 5. Mit einem 3:1-Pokalerfolg in Meerane holte man sich zuvor für diesen Auftakt ordentlich Selbstvertrauen. „Ergebnistechnisch sind wir zufrieden, auch wenn natürlich noch alle Räder ineinandergreifen“, so Kunert, der nach über einem Jahr Pause wieder die Akkus vollends aufgeladen hat. „Wir wollen hier in Hausdorf etwas aufbauen, wofür ich mich sehr gern bereit erklärt habe, mich zur Verfügung stelle. Die Bedingungen hier sind top, die Spieler strotzen im Training vor Tatendrang und sind emsig bei der Sache. Das alles sind Eckpfeiler und wichtige Faktoren, um die gesteckten Ziele zu erreichen.“ Zweifellos wird der HFC neben Stahl Riesa und der Freitaler Reserve aufgrund des gut bestückten Kaders als einer der Staffelfavoriten auf den Sachsenliga-Aufstieg angesehen, doch bremst Kunert zunächst noch etwas die Euphorie. „Grundlegend ist es zunächst so, dass in der kommenden Saison eine der vier Landesklasse-Staffeln aufgrund einer Spielklassen-Revolutionierung zum Opfer fällt“, so der HFC-Trainer. „Oberstes Ziel ist es daher zunächst einmal, sich tabellarisch für die neue Landesklasse-Saison zu qualifizieren. Sollte es ersichtlich sein, dass dies zu frühzeitig zu bewerkstelligen ist, können wir uns intern sicherlich andere Ziele setzen. Jedoch bin allerdings erst einmal von der Qualität in der Liga äußerst angetan.“ Dabei hat Kunert, der die Nachfolge von Frank Richter antrat, zweifellos einen Kader zusammen, der absolut in der Lage ist, das Niveau in der Landesklasse bis zum Saisonende mitzubestimmen – dabei haben auch einige Akteure noch Stallgeruch vom Mulde-Rivalen zu verzeichnen. Kapitän Kevin Mörtlbauer hat in seinen Anfangsjahren im Grimmaer Herrenbereich mit seinem jetzigen Trainer noch zusammengespielt, Felix Käseberg gehörte bis Sommer des vergangenes Jahres zum Oberliga-Kollektiv der Muldestädter an, Janik Neuhaus wurde vor zwei Monaten für zwei Jahre nach Hausdorf ausgeliehen. In diesem Sommer wechselten zusätzlich mit Justin Lungwitz und Georg Schirner zwei Akteure zum HFC, die in der abgelaufenen Saison noch dem A-Junioren-Kader der Grimmaer angehörten. Demzufolge werden die Hausdorfer die Begegnung am Sonntag voller Energie und Leidenschaft angehen, zumal man beim HFC nichts zu verlieren hat. „Wir wollen uns gegen einen Oberligisten beweisen und alles raushauen. Diese Begegnung ist für uns eine maximale Herausforderung“, freut sich Kunert auf die Partie, der mit Mannschaftsleiter Matthias Wohllebe einen altbewährten Partner aus Grimmaer Zeiten auch in Hausdorf an seiner Seite genießt. „Wichtig ist, dass wir versuchen müssen, unsere eigene Leistung auf den Platz abzurufen. Fakt ist jedoch, dass wir uns nicht verstecken und dem Favoriten einen offenen Kampf liefern wollen.“

Auf Grimmaer Seite ist man sich natürlich über die Favoritenstellung im Klaren – darüber hegt Trainer Steffen Ziffert auch überhaupt keinen Zweifel. Doch kommt der FC mit einer deftigen 0:5 (0:2)-Packung aus Halberstadt angereist – ein Ergebnis, welches jegliche Sinne in den Gedankengängen der Grimmaer noch einmal geschärft haben sollte. „Wir haben uns letzten Samstag in Halberstadt eine blutige Nase abgeholt, wobei die Vorstellung nach 20 Minuten nicht im Geringsten etwas mit Oberliga-Fußball zu tun hat“, resümiert der ehemalige Grimmaer Libero, der immer noch merklich mit den Geschehnissen im Nordharz zu kämpfen hat. „Demzufolge erwarte ich von meiner Mannschaft am Sonntag eine dringliche Reaktion, da sie mit dieser letztwöchigen Vorstellung auch bei dem mitgereisten Anhang jede Menge Kredit verspielt hat. Zweifellos besitzt das Spiel in Hausdorf aufgrund der Konstellation Derby-Charakter und etwas Brisanz, doch tut meine Mannschaft gut daran, sich zu einhundert Prozent mit der notwendigen Konzentration und Einstellung dieser Auswärtsaufgabe hinzugeben. Wer dieses Pokalspiel, nach einem solch desolaten Auftritt in Halberstadt, nicht mit der notwendigen Seriosität angeht, dem ist nicht mehr zu helfen“, findet Ziffert im Vorfeld eine recht klare Erwartungshaltung an sein Team. „Unser Ziel ist klar definiert – wir spielen zwei Klassen höher und natürlich wollen wir diese Favoritenstellung auch so geltend machen, dass wir im Anschluss in die nächste Runde einziehen. Doch dafür müssen wir etwas tun und müssen uns im Vergleich zur Vorwoche in allen Bereichen um 180 Grad drehen.“ In Sachen Personal muss der 59-Jährige zwar auf den einen oder anderen Akteur verzichten, doch sieht der Coach dies nicht unbedingt als Nachteil. „Unser Kader ist insgesamt recht groß – alle haben die Befähigung Oberliga spielen zu wollen“, macht Ziffert eine recht klare Ansage. „Für uns hat dieses Pokalspiel schon aus zweierlei Gründen sehr hohe Priorität. Zum einen können wir das Debakel von Halberstadt tilgen, auf der anderen Seite stehen in der Oberliga mit Arnstadt und Wernigerode zwei Heimspiele in Folge an, wo wir natürlich punkten müssen. Wir können uns also mit einer ordentlichen Vorstellung in Hausdorf wieder etwas Selbstvertrauen zurückholen, was wir für den Liga-Alltag dringend benötigen. Doch noch einmal – mit halber Kraft wird es nicht gehen und das muss auch dem Allerletzten bewusst sein.“

Tom Rietzschel