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Oberliga 2023/24 – Grimma ist dabei!!!


NOFV-Oberliga Süd • 34. Spieltag

 

FC Grimma – FSV Wacker 90 Nordhausen  1:0 (0:0)

Grimma: Schiffel – Konzok (ab  82. Diermann), Bartsch, Mattheus, Spreitzer – Albert, T. Ziffert – Markus (ab 60. Walter), Beiersdorf (ab 74. Ronneburg), Goldammer – Jackisch – Trainer: St. Ziffert

Nordhausen: Vaizov – Pietsch, Gorges, Kohl, Alsela – Marcus Vopel – Knopp, Schwerdt, Liese, Schmidt – Schlesier (ab 56. Riemekasten) – Trainer: Dentz

Schiedsrichter: Göldner (Bad Saarow) – Schiedsrichter-Assistenten: Liebich (Fürstenwalde), K. Meißner (Erkner) – Tor: 1:0 Walter (64.) – Gelbe Karten: Bartsch (Unsportlichkeit – 81.), Goldammer (Foulspiel – 90.+4) – Alsela (Foulspiel – 34.), Knopp (Foulspiel – 81.) – Reservebänke: Neuhaus, Tröger, Bondarenko, Stockmann – Treiber (Tor), Enekegho, Fiedler, Ziegler, Hoche, Hartmann – besondere Vorkommnisse: Aufgrund eines Gewitters begann die 2. Halbzeit mit einer zehnminütigen Verspätung – Zuschauer: 205 im Husaren-Sportpark zu Grimma

 

Grimma. Es ist geschafft, auch in der kommenden Saison wird der FC Grimma in der Oberliga vertreten sein! Nach den letzten Siegen in Zorbau (4:2) und Halle (3:2) gewannen die Muldestädter ihr „drittes Finale“ im heimischen Husaren-Sportpark gegen den FSV Wacker 90 Nordhausen knapp mit 1:0 (0:0) und sorgten neben unbändiger Freude zusätzlich noch für jede Menge Erleichterung in den eigenen Reihen. Auf der anderen Seite war zwangsläufig der komplette Gegensatz zu verzeichnen. Nachdem sich die Nordhäuser in der vergangenen Saison mit einem 2:2-Remis in Bautzen am letzten Spieltag den Klassenerhalt sicherten, wird der Traditionsverein mit ziemlicher Sicherheit diesmal den Weg zurück in die Thüringenliga antreten müssen. Gleichwohl der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) mit Relegationsspielen für sämtliche Konstellationen gewappnet sein will, rechnet man in Nordhausen als Tabellen-Fünfzehnter nicht mehr mit dem Klassenverbleib. „Ich gehe davon aus, dass es für uns diesmal nicht mehr reichen wird“, verschließt Co-Trainer Ingo Görke nicht die Augen vor der Realität. „Letztes Jahr hatten wir am letzten Spieltag die Qualität den entscheidenden Punkt zu holen – diesmal nicht. Daher gehe ich davon aus, dass wir diesmal eine Klasse runter müssen. Vielleicht hat sich dies über die letzten drei Jahre etwas angedeutet, doch in dieser Saison haben wir die dauerhafte Oberliga-Qualität nicht auf den Platz bekommen. Jedoch möchte ich nicht versäumen, dem FC Grimma zum Klassenerhalt zu gratulieren, welcher in meinen Augen auch verdient ist“, so das Fazit der jahrzehntelangen Institution des Nordhäuser Fußballs, der bereits zu DDR-Liga-Zeiten das Trikot von Wacker-Vorgänger Motor Nordhausen trug. Die 90 Minuten im Husaren-Sportpark fasste Görke recht sachlich zusammen. „Dass es kein fußballerischer Leckerbissen wird, war von vornherein zu erwarten. Wir waren, vor allem nach dem Wechsel, nicht schlechter als Grimma, doch auch dieses Spiel zeigt unser Manko in dieser Spielzeit deutlich auf. Wir waren einerseits nicht in der Lage unsere Möglichkeiten zu nutzen, andererseits haben wir solch ein Gegentor bereits mehrfach in dieser Art und Weise bekommen. Wenn man das alles summiert, dann reicht es halt nicht, etwas mitzunehmen.“ Auf der Gegenseite war FC-Trainer Steffen Ziffert natürlich komplett erleichtert, doch vergaß auch er nicht, seinem Gegenüber für die Zukunft alles Gute zu wünschen. „Ich wünsche Wacker Nordhausen nur das Beste und insgesamt einen soliden Neuaufbau.“ Auf das Spiel angesprochen, fasste sich der Grimmaer Übungsleiter recht kurz. „Wir haben uns durch die zwei letzten Auswärtssiege in diese gute Ausgangsposition gebracht, so dass wir es selbst in der eigenen Hand hatten“, so Ziffert. „Am Ende des Tages hat es die Mannschaft heute mit einem Sieg selbst gelöst, wovor ich den Hut ziehe und sie vollends beglückwünsche. Der Druck war wochenlang immens groß, doch wie sie damit umgegangen ist und sich heute mit dem Klassenerhalt belohnt hat, ist nicht hoch genug zu bewerten. Aufgrund des Ergebnisses von Fahner Höhe gegen Rudolstadt hat es sich wieder einmal gezeigt, dass es immer schlecht ist, wenn man vor dem letzten Spieltag auf andere angewiesen ist.“

Dabei war die Konstellation vor dem Anpfiff klar. Mit einem Sieg wären die Grimmaer definitiv gerettet gewesen, bei jedem anderen Ergebnis wäre man auf das Ergebnis zwischen dem FC An der Fahner Höhe und dem FC Einheit Rudolstadt angewiesen gewesen, da die Gastgeber tabellarisch nur einen Zähler hinter den Muldestädter zu finden waren. Doch nach einer anfänglichen Abtastphase schüttelten die Grimmaer, die mit Stefan Tröger, Moritz Griesbach, Robin Brand und Michel Schwarz sowie auf beide Torhüter Pascal Birkigt und Jan Evers (alle verletzt) verzichten mussten, den nervlichen Druck mehr und mehr ab. So erarbeiteten sich die Ziffert-Schützlinge fortan ein leichtes Übergewicht, wo durchaus Möglichkeiten zum Torerfolg vorhanden waren. So scheiterte Jonas Konzok nach einem Jackisch-Eckball an Sabri Vaizov (15.), anschließend zeigte der Gäste-Schlussmann nach einem Jackisch-Freistoß, dass er in der Oberliga zu den Besten seines Fachs gehört (16.). Kurz darauf hätten die Platzherren dann jedoch frühzeitig in Führung ziehen müssen. Sehr gut von Felix Beiersdorf eingeleitet, fand dieser mit einem Rückpass den besser positionierten Christoph Jackisch, doch strich dessen Rechtsschuss knapp am Tor vorbei (17.). Von den Gästen war im Offensivbereich zwar zunächst recht wenig zu sehen, doch mit zwei, drei Nadelstichen deuteten die Südharzer in der Folgezeit ebenfalls ihre Gefährlichkeit an. So brachte Felix Schwerdt zunächst mit einem Kopfball zu wenig Druck hinter die Kugel, um FC-Schlussmann Leon Schiffel zu überwinden (25.), anschließend spitzelte Robert Knopp einen schwierig zu nehmenden Ball knapp am Grimmaer Tor vorbei (37.). Etwas kritisch vor dem FC-Gehäuse wurde es einzig, als Schwerdt aus halblinker Position abzog, doch der zurückgeeilte Robin Spreitzer rechtzeitig den Rettungsanker warf (42.). Dies soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Grimmaer die vielversprechenderen Gelegenheiten besaßen. Nach einer Flanke von Sebastian Albert scheiterte Beiersdorf am gut aufgelegten Vaizov (31.), bei einem Kopfball von Tim Mattheus und dem folgenden Nachschuss Spreitzers rettete der Nordhäuser Schlussmann ebenfalls blendend (41.). So lag die Führung der Muldestädter zweifelsohne in der Luft, doch sollte sich der Erfolg bis zum Pausenpfiff zunächst nicht einstellen. So befand sich Vincent Markus nach einem Ausrutscher Kohls plötzlich in vielversprechender Abschluss-Situation, doch auch hier verkürzte Vaizov geschickt den Winkel und verhinderte den Nordhäuser Pausenrückstand (43.).

Nach dem die zweite Hälfte aufgrund eines kurzzeitigen Gewitters mit einer zehnminütigen Verspätung begann, waren es wiederum die Gastgeber, die zunächst vor Torgefahr sorgten. So traf Beiersdorf mit einem direkten Eckball nur den Pfosten (48.), anschließend rettete Vaizov abermals stark gegen Markus, nachdem dieser klasse von Beiersdorf in Szene gesetzt wurde (52.). Auch in der nächsten Situation erwies sich der bulgarische Schlussmann der Gäste wiederum als unüberwindbares Hindernis, als er nach einem Versuch von Matty Goldammer rechtzeitig das kurze Eck dichtmachte (59.). Aufgrund dieser inkonsequenten Chancenverwertung blieben die Südharzer damit im Spiel, was sich in den folgenden Minuten aus Grimmaer Sicht um ein Haar gerächt hätte. Zunächst tauchte Schiffel nach einem Versuch von Julius Schmidt rechtzeitig ab (58.), kurz darauf hatte Knopp den FC-Schlussmann bereits überwunden, doch holte Spreitzer das Streitobjekt zum wiederholten Mal von der Linie (61.). Der folgende Eckball von Schmidt ließ erneut die Alarmglocken im Grimmaer Fünfmeterraum läuten, doch glücklicherweise verfehlten sowohl Schwerdt als auch Vopel die Kugel um Haaresbreite (62.). „In dieser Phase waren durchaus die Möglichkeiten vorhanden, um selbst in Führung zu gehen“, resümierte Nordhausens Co-Trainer Ingo Görke. „Diese Aktionen waren jedoch ein Spiegelbild der Saison – wir waren nicht in der Lage, die Kugel aus vielversprechenden Positionen über die Linie zu drücken.“ Wie es gemacht wird, zeigten die Platzherren kurz darauf und ließen damit die eigenen Fans explodieren. Perfekt von Goldammer in Szene gesetzt, gewann der gerade eingewechselte Louis Walter zunächst das Laufduell gegen Kohl und ließ Vaizov im Anschluss mit einem platzierten Flachschuss nicht die Spur einer Chance – 1:0 (64.). „Für Louis freue ich mich sehr“, so Trainer Steffen Ziffert in der anschließenden Pressekonferenz. „Er nutzt intensiv jede Trainingseinheit, ist extrem willig und möchte sich stets verbessern. Das ist die Belohnung dafür.“

Nach dem Führungstreffer merkte man den Gastgebern zwar deutlich an, fortan „etwas verlieren zu können“, doch hatten sowohl Jackisch (Außenpfosten, 71.) als auch Albert (Parade Vaizov, 73.) zunächst die Möglichkeiten, das Ergebnis anwachsen zu lassen. So erlangte Nordhausen in der Schluss-Viertelstunde doch deutliche Dominanz, auch weil die Gastgeber vom Kopf her dieses kostbare Ergebnis unbedingt halten wollten und sich daher etwas zu weit zurückzogen. Daher mussten die Ziffert-Schützlinge in der Folgezeit die eine oder andere brenzlige Situation überstehen – ein Gegentor hätte den direkten Grimmaer Klassenerhalt aufgrund einer deutlichen Führung von Fahner Höhe zunichte gemacht. Glücklicherweise hatten sowohl Schmidt als auch Knopp bei ihren Torabschlüssen das Visier nicht scharf genug gestellt (78., 79.), doch sollten die Gäste einen „Hundertprozenter“ noch haben. Nach einem Eckball von Schmidt kam der eingewechselte Thomas Riemekasten aus Nahdistanz völlig frei zum Spiel, doch ersparte FC-Torhüter Leon Schiffel mit einem sensationellen Fußreflex seinem Team drohendes Ungemach (81.). „An dieser Aktion zeigt sich, dass der Fußballgott irgendwo doch gerecht ist“, resümierte Coach Steffen Ziffert im Nachgang. „Letztes Wochenende war er in Halle untröstlich, als er beim Gegentreffer zum 2:2 in der Fehlerkette das letzte Glied war, heute rettet er uns mit einer sensationellen Reaktion die Klasse.“ Zwar ließen die Gäste auch in den Schlussminuten nichts unversucht, doch wie die Muldestädter fortan jegliche hohen Bälle verteidigten, hat jeglichen Respekt verdient. So hatten die Ziffert-Schützlinge zwar noch quälend lange fünfeinhalb Minuten als Nachspielzeit zu überstehen, doch zwingend torgefährlich wurde Nordhausen nicht mehr.

Als Schiedsrichter Göldner (Bad Saarow) dann die Partie beendete, gab es auf Seiten der Muldestädter kein Halten mehr. Durch einen energischen Endspurt mit neun Punkten aus den letzten drei Begegnungen verbleibt der FC Grimma in der Oberliga – gerade weil es zwischenzeitlich nicht unbedingt danach aussah, ist die Realisierung dieses Ziels umso größer zu bewerten. „Wir haben nie gejammert, auch wenn über einen langen Zeitraum wichtige Spieler ausgefallen sind“, so Coach Ziffert. „Die Mannschaft hat die Situation angenommen, hat über Monaten ordentlich trainiert und sich am heutigen Tag dafür belohnt. Den Klassenerhalt hat sich die Mannschaft definitiv verdient!“

Tom Rietzschel


Bilder vom Spiel

Fotos: Dieter Koch