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Gewaltiger Rückschlag im Abstiegskampf


NOFV-Oberliga Süd • 25. Spieltag

 

SV 1890 Westerhausen – FC Grimma  1:0 (0:0)

Westerhausen: Klötzer – Brahmann (ab 89. Könemann), Zimmermann, F. Köhler, de Souza Bonfim – Hey – Eheleben (ab 90.+3 Winges), Franceschi, Kolzenburg – Neumann, Schmidt (ab 75. Winter) – Trainer: Wagner

Grimma: Birkigt – Markus, Mattheus, T. Ziffert, Spreitzer (ab 64. Albert) – Griesbach, Beiersdorf, Diermann – Goldammer, Jackisch (ab 64. Ronneburg), Walter (ab 54. Bartsch) – Trainer: St. Ziffert

Schiedsrichter: Tennes (Schönberg) – Schiedsrichter-Assistenten: Strübing (Röbel), Lissner (Kröpelin) – Tor: 1:0 Franceschi (60.) – Gelbe Karten: Hey (Foulspiel – 35.), Kolzenburg (Foulspiel – 53.), Eheleben (Foulspiel – 77.) – Beiersdorf (Unsportlichkeit – 50.) – Reservebänke: Bertling (Tor), Staat, Rezende Emidio Costa – Evers, Schiffel (beide Tor), Konzok, Jentzsch – Zuschauer: 125 in der dachbleche24 Wolfsberg-Arena zu Westerhausen

 

Westerhausen. Oberligist FC Grimma hat im Kampf um den Klassenerhalt einen gewaltigen Rückschlag erlitten. Beim Tabellenvorletzten, SV 1890 Westerhausen, unterlagen die Muldestädter mit 0:1 (0:0) und müssen sich dabei den Vorwurf gefallen lassen, über die gesamten 90 Minuten in Sachen Leidenschaft, Hingabe und Zweikampfführung nicht ausreichend genug getan zu haben. Hier hatten die Gastgeber eindeutig die Vorteile auf ihrer Seite, so dass am Ende des Tages der Sieg des Aufsteigers nicht unverdient ist. Demzufolge war FC-Trainer Steffen Ziffert nach Abpfiff restlos bedient. „Wir haben über die komplette Spielzeit viele Dinge vermissen lassen, die wir uns vorgenommen hatten“, so der Grimmaer Coach, der im Anschluss recht deutliche Worte fand. „Für dass wir uns im Abstiegskampf befinden, war diese Vorstellung viel zu wenig. Wir müssen uns in den kommenden Wochen gewaltig steigern, sonst wird es schwer werden, die Klasse zu halten.“ Ziffert’s Gegenüber, Marco Wagner, war auf der Gegenseite natürlich erst einmal erleichtert, mit seinem Team nach sieben sieglosen Begegnungen in Folge wieder einmal einen dreifachen Punktgewinn eingefahren zu haben. „Das war heute ein wichtiges Zeichen, dass wir noch leben“, so der Westerhäuser Coach. „Vor allem aufgrund unserer sehr guten ersten Halbzeit denke ich, dass unser Sieg in Ordnung geht. Im Endeffekt war der absolute Wille ausschlaggebend – diesen hatten wir vielleicht heute mehr als Grimma.“

Bereits frühzeitig hatten die Muldestädter große Probleme ins Spiel zu kommen. Man agierte im Ballvortrag sehr fehlerhaft, wirkte sehr reserviert in der Zweikampfführung und fand unverständlicherweise keine Einstellung zu diesem „Sechs-Punkte-Spiel“. Auch wenn Christoph Jackisch die erste Duftmarke setzte, als er mit einem Freistoß an SV-Keeper Christoph Klötzer scheiterte (7.), wirkte Westerhausen viel präsenter und offensiv entschlossener. So rettete Vincent Markus auf der Linie nach einem Kopfball von Tim Kolzenburg für den bereits geschlagenen Torhüter Pascal Birkigt (11.), anschließend konnte sich der Grimmaer Schlussmann nach Versuchen von Nick Schmidt und Marcelo Franceschi auszeichnen (24., 27.). Auf der Gegenseite prüfte Felix Beiersdorf mit einem Flachschuss abermals Klötzer im Gehäuse der Harzvorländer (36.), doch insgesamt war der Auftritt der Muldestädter einfach viel zu fehlerhaft, um ernsthaft für Gefahr vor dem Tor zu sorgen. Zwingender waren dagegen die Platzherren, die immer wieder von haarsträubenden Ballverlusten der Muldestädter profitierten. Nach Zuspiel von Denis Neumann traf Schmidt aus halblinker Position nur die Querlatte (40.), kurz darauf reagierte Birkigt nach einem Schuss des völlig ungestört in den Strafraum eindringenden Niclas Eheleben blendend (45.). „Westerhausen war im ersten Durchgang viel aggressiver und hätte dort schon in Führung gehen können“, so das Halbzeit-Fazit von FC-Coach Steffen Ziffert. „Wir haben die Zweikämpfe nicht angenommen und quasi nicht einen zweiten Ball erobert, so dass wir nur mit Glück ohne Gegentor in die Pause gekommen sind.“ Daran änderte auch ein Schuss von Jackisch nichts, welcher kurz vor dem Halbzeitpfiff knapp über die Querlatte strich (45.+1). „Wir haben eine richtig gute erste Hälfte gespielt und uns gute Möglichkeiten erspielt“, so das Pausen-Resümee von SV-Trainer Marco Wagner. „Das Manko war jedoch, dass wir uns nicht belohnt haben. Zur Halbzeit hätten wir 1:0 oder vielleicht sogar 2:0 führen müssen.“

Nach der Pause kamen die Gäste zwar etwas besser aus der Kabine – als Matty Goldammer zweimal in Klötzer seinen Meister fand (50., 51.) ließ eine Art Hoffnung im Grimmaer Spiel aufkeimen. Doch diese verflog recht bald, weil man fortan im Passspiel weiterhin sehr fehlerhaft und fahrig blieb. Demzufolge blieb Westerhausen präsenter und gefährlicher, was sich alsbald auch im Ergebnis niederschlagen sollte. Scheiterte Neumann zunächst nach einem weiten Brahmann-Einwurf per Kopf an Birkigt (57.), bekamen die Grimmaer kurz darauf die Quittung für die bis dahin extrem überschaubare Vorstellung. Bezeichnend war die Entstehung des Gegentores – dieses hatte mit Oberliga-Fußball nicht im Geringsten etwas zu tun. Eine einfache Kopfballverlängerung von Neumann nach einem simplen Einwurf riss die komplette Hintermannschaft der Gäste vollends auf – nach einem präzisen Querpass von Eheleben hatte Franceschi im Sturmzentrum wenig Mühe, um die Kugel aus Nahdistanz zum 1:0 im FC-Gehäuse unterzubringen (60.).

Erst im Anschluss erkannten die Gäste die Gefahr und kamen nun langsam besser in die Begegnung. Endlich nahmen die Muldestädter die Zweikämpfe viel entschlossener an, prompt wurde man im Offensivspiel zwingender. Nach einem Beiersdorf-Freistoß und Kopfballverlängerung von Toni Ziffert kam Lucas Bartsch nur Sekundenbruchteile zu spät (64.), nach einer Flanke von Moritz Diermann und darauffolgenden Rückpass von Moritz Griesbach fehlten abermals Bartsch beim anschließenden Kopfball nur Zentimeter zum Ausgleich (68.). Westerhausen zog sich nach dem Führungstor nun etwas zurück – ein Fakt, welcher SV-Trainer Wagner nur bedingt gefiel. „Durch unser kräftezehrendes Spiel haben wir nach unserem erzwungenen Führungstreffer etwas tiefer gestanden, was Grimma nun Möglichkeiten eröffnete“, so Wagner. „Diesmal hatten wir jedoch das nötige Spielglück auf unserer Seite, wobei wir andererseits die eine oder andere vielversprechende Kontergelegenheit zum 2:0 ausließen.“ Dabei traf der Westerhäuser Coach den Nagel auf den Kopf, durch haarsträubende Ballverluste im Spielaufbau der Gäste hätten die Platzherren das Ergebnis durchaus ausbauen können. Über die Stationen Eheleben und Schmidt verzog Neumann viel zu überhastet (66.), anschließend rutschte Eheleben in eine flache Neumann-Eingabe – knapp vorbei (70.). „In dieser Phase hätten wir die Partie früher entscheiden müssen, so dass Grimma in der Endphase noch einmal aufkam und wir bis zuletzt zittern mussten“, gibt Westerhausens Trainer Wagner unumwunden zu.

Und in der Tat – so überschaubar die Vorstellung der Gäste auch war – in den letzten 20 Minuten war die eine oder andere Grimmaer Möglichkeiten vorhanden. „Jedoch waren diese kaum zwingend“, wie Trainer Steffen Ziffert in der anschließenden Pressekonferenz bemerkte. „Wir waren nach dem Wechsel zwar etwas besser und erarbeiteten uns eine leichte Feldüberlegenheit, doch in Sachen Torgefahr blieben wir vieles schuldig.“ Die beste Gelegenheit vergab Vincent Markus, der die Kugel, nach sehenswerter Vorarbeit von Bartsch, aus bester Position über die Querlatte jagte (71.). Zwei Minuten später hoffte man im FC-Lager nach einem Schuss des eingewechselten Stefan Ronneburg vergeblich auf den Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Tennes (Schönberg), nachdem Köhler im eigenen Strafraum – auf dem Boden liegend – beim Rettungsversuch das Streitobjekt mit der Hand aufhielt (73.). Die Gäste ruckten nun zwar an, doch die zwingende Torgefahr sollte weiterhin nicht wirklich aufkommen. Nach einer Flanke von Diermann war Griesbach zwar einen Schritt schneller als Schlussmann Klötzer, doch verfehlte der Kopfball hauchzart das kurze Eck (85.). Nichtsdestotrotz waren bei den Gästen auch in der Schlussphase weitere Missstände in Sachen Passspiel und Ballkontrolle unübersehbar. Westerhausen kam durch die Grimmaer Ballverluste zu weiteren Kontermöglichkeiten, die die Harzvorländer jedoch sehr unsauber zu Ende spielten. So hatten die Muldestädter bis zum Schlusspfiff noch die realistische Chance auf einen Punkt, doch als Ronneburg mit einem Flachschuss abermals an Klötzer scheiterte (90.), hatte die bittere 0:1-Niederlage bei einem unmittelbaren Abstiegskonkurrenten letztendlich Bestand.

„Ich bin über den Auftritt der Mannschaft natürlich sehr enttäuscht“, resümierte Trainer Steffen Ziffert nach Abpfiff. „Westerhausen hat mit der Einstellung das Spiel bestritten, wie man im Abstiegskampf zu Werke gehen muss. Demzufolge ist der Sieg der Gastgeber verdient. Für mich ist es unverständlich und nicht nachvollziehbar, wie wir bei einem unmittelbaren Kontrahenten solch eine Leistung abrufen. Alles andere werden wir in der Woche besprechen.“ Auf der Gegenseite zeigte man sich im Westerhäuser Lager natürlich erleichtert. „Vor den kommenden schweren Aufgaben war dieser verdiente Heimerfolg natürlich Gold wert“, so SV-Coach Marco Wagner. „Für uns gilt es nun, auch in den nächsten Begegnungen gegen vermeintliche Favoriten ebenfalls zu punkten. Die Liga ist verrückt, es bleibt bis zum Ende spannend.“

Tom Rietzschel