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Grimma will auch gegen Zorbau seinen Heimnimbus wahren

Vorschau auf den 10. Spieltag der NOFV-Oberliga Süd

 

FC Grimma –
SV Blau-Weiß Zorbau

 

Datum:            Samstag, 22.10.2022

 

Spielort:          Husaren-Sportpark, Grimma

 

Anstoß:           14.00 Uhr

 

Seit sieben Spielen ist Oberligist FC Grimma wettbewerbsübergreifend ungeschlagen – Platz sechs mit 14 Punkten ist aktuell der Lohn für den recht ordentlichen Saisonstart. Doch geriet die kleine Serie in den letzten beiden Spielen gehörig ins Wanken, da die Muldestädter sowohl im Heimspiel gegen den Aufsteiger aus Westerhausen als auch vorige Woche in Ludwigsfelde alle Register ziehen mussten, um auf dem Punktekonto weiter anschreiben zu können. Andererseits verdeutlicht dies die klasse Moral innerhalb der Mannschaft, dass man sich beide Male selbst aus dem Schlamassel befreien konnte. Nachdem man gegen Westerhausen bereits nach 25 Minuten mit 0:2 im Hintertreffen lag, holte die Mannschaft von Trainer Steffen Ziffert nach einer wahren Energieleistung beim 2:2 noch einen Teilerfolg – in Ludwigsfelde spielte man ganz schlechte erste 30 Minuten und konnte von Glück reden, dass man nur mit 0:1 in Rückstand geriet. Doch auch in Brandenburg steigerten sich die Muldestädter und holten nach 90 Minuten beim 1:1-Remis verdientermaßen wiederum einen Punkt. Allerdings kann sich die Truppe solch schlafmützigen Anfangsphasen in der Folgezeit nicht mehr leisten, zumal die Aufgaben in den kommenden Wochen nicht einfacher werden. Bereits am Samstag haben die Ziffert-Schützlinge eine extrem harte Nuss zu knacken, wenn um 14.00 Uhr der SV Blau-Weiß Zorbau im Husaren-Sportpark gastiert.

In der vergangenen Saison lange Zeit ebenfalls gegen den Abstieg spielend, hat man sich im Burgenlandkreis in dieser Spielzeit etwas ehrgeizigere Ziele gesetzt. Nachdem René Behring die Mannschaft Ende April von Alexander Gerth übernahm, hat die Truppe ein ganz anderes Gesicht bekommen. Zunächst den Klassenerhalt realisierend, gelang es Behring im Sommer, die Mannschaft dementsprechend zu verstärken, so dass es in diesem Spieljahr nicht das große Zittern geben soll. „Wir streben einen einstelligen Tabellenplatz an“, so Behring, den viele Fußball-Interessierte im Leipziger Raum noch aus seiner Grimmaer Zeit in bester Erinnerung haben dürften. Von Juli 2004 bis Dezember 2005 trug der Blondschopf in der Oberliga damals das Trikot des SV 1919 Grimma, wo er in 51 Pflichtspielen immerhin 18 Treffer erzielte. Vor seiner Zeit in Zorbau trainierte der ehemalige Mittelstürmer den VfL Halle 96 – von Sommer 2016 bis Oktober 2021 formte er die Zoo-Kicker zu einer Oberliga-Spitzenmannschaft. Dass der VfL mit Zorbau nicht zu vergleichen ist, bekam der mittlerweile 46-Jährige recht schnell mit. „Nach dem erfolgreich realisierten Klassenerhalt prallten im Sommer zwei Welten aufeinander“, so Behring. „Wir mussten kadertechnisch etwas tun und alle Vorkehrungen treffen, um nicht wieder in Abstiegsängste zu geraten. Ziel war es, recht schnell die alten Zorbauer Spieler und die Neuzugänge zu einer funktionierenden Mannschaft zu formen, was uns recht gut gelang.“ So gelang es den Blau-Weißen mit den Verpflichtungen von Tommy Kind, Valentino Schubert, Stefan Raßmann (alle VfL Halle 96), Robin Glänzel, Marek Langr (beide FC International Leipzig) und Franz Magdeburg (FC Oberlausitz Neugersdorf) für einen deutlichen Zuwachs an Qualität im Kader zu sorgen. Im August sicherte man sich zusätzlich noch die Dienste von Jan Hübner, welcher von Sommer 2019 an das Trikot des FC Grimma trug. Daher überraschte es nicht, dass die Behring-Elf frühzeitig in ganz anderen Sphären der Tabelle unterwegs war. Aktuell rangiert Zorbau mit 15 Zählern auf Rang fünf – auch wenn es am vergangenen Samstag einen argen Dämpfer setzte, als man daheim gegen den FC An der Fahner Höhe mit 1:6 unterging. Die zweite Niederlage setzte es ausgerechnet beim VfL Halle 96, als man kurz vor Schluss mit 1:2 den Kürzeren zog. Ansonsten besticht Zorbau mit einer gewissen Konstanz, weitere vier Siege und drei Remis stehen auf der Habenseite. Auch im Sachsen-Anhalt-Pokal sind die Zorbauer noch im Rennen – nach einem 8:0-Sieg bei Romonta Stedten und einem in der Höhe überraschenden 3:0-Erfolg beim VfL Halle 96 muss Blau-Weiß nun im Achtelfinale bei Oberliga-Konkurrent Einheit Wernigerode antreten. „Wir stehen aktuell gut da, diesbezüglich bin ich bisher zufrieden“, so der Trainer Behring. „Nichtsdestotrotz denke ich, dass insgesamt jedoch noch mehr möglich gewesen wäre. Zwei bis drei Zähler mehr hätten wir schon noch holen können.“ Nach den Verpflichtungen im Sommer ist der Coach der Blau-Weißen mit seinem Kader natürlich dementsprechend zufrieden, so dass der einstellige Tabellenplatz als Saisonziel absolut realistisch erscheint. „Wir haben alle Spieler bekommen, die wir haben wollten, so dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haben“, so der ehemalige Mittelstürmer. Hinzu kommt, dass im Sommer mit Marcus Dörfer (ehemals Wismut Gera) ein Co-Trainer hinzugestoßen ist, so dass Behring in der Trainings- und Wettkampfarbeit nicht mehr auf sich allein gestellt ist. Natürlich ist die samstägliche Begegnung an der Mulde für Behring kein Spiel wie jedes andere, „dafür hatte ich hier einfach eine sehr schöne Zeit. Ich komme immer wieder sehr gern nach Grimma.“ Für die kommenden 90 Minuten wird der Zorbauer Trainer jedoch seine Sympathien ausblenden, zumal er nach dem letztwöchigen Debakel gegen Fahner Höhe immer noch starke Nachwehen verspürt. „Ich bin sehr gespannt auf die Reaktion meiner Mannschaft. Diese ist nach solch einer Leistung auch dringend erforderlich“, so Behring. „Ansonsten erwarte ich ein Duell auf Augenhöhe, schon weil man sich natürlich gut kennt. Die Tagesform kann daher ein nicht unerheblicher Faktor in diesem Duell darstellen.“

Die Grimmaer möchten ihrerseits natürlich ihre Ungeschlagenen-Serie weiter fortsetzen, doch dazu bedarf es zweifellos, die gesamten 90 Minuten mit einer hundertprozentiger Leistungsbereitschaft abzurufen. „Solche schwachen Anfangsphasen wie in den letzten Spielen können wir uns gegen Zorbau nicht noch einmal leisten“, legt Trainer Steffen Ziffert den Finger in die Wunde. „Es spricht zweifelsohne für die Mannschaft, sowohl gegen Westerhausen als auch gegen Ludwigsfelde noch einmal zurückgekommen zu sein, doch wird uns dies nicht jede Woche gelingen. Zorbau hat qualitativ eine richtig gute und routinierte Mannschaft, gegen die wir von der ersten Minute an hellwach sein müssen.“ Jedoch wird der Grimmaer Trainer diesmal am Spielfeldrand leider keinen Einfluss auf sein Team nehmen können bzw. dürfen, da er nach seiner Roten Karte in Ludwigsfelde vom Sportgericht des Nordostdeutschen Fußballverbandes für ein Meisterschaftsspiel gesperrt wurde. Ziffert verließ beim letztwöchigen Auswärtsspiel in Brandenburg nach einer sehr strittigen Schiedsrichter-Entscheidung weiträumig seine Coaching-Zone und suchte direkt im Anschluss in einem sehr ruhigen Ton – ohne jegliche Emotionen, geschweige denn Beleidigungen – den Dialog mit dem Schiedsrichter-Assistenten. Rot war die Folge! Auch wenn dieser Passus im Regelwerk niedergeschrieben ist, sollte man vielleicht mal die Relation dazu sehen, wie es Woche für Woche in den Stadien auf der ganzen Welt in den technischen Zonen emotional zur Sache geht. In der Coaching-Zone kann ein Trainer die Massen mobil machen und bekommt Gelb, bei einem weiträumigen Überschreiten dieses Bereiches – ohne verbal ausfällig zu werden – bekommt man Rot! Beim besten Willen, das kann und muss man nicht verstehen! „Sinn oder Unsinn für diese Regel müssen andere bewerten. Ich habe natürlich meine eigene Meinung dazu“, so Trainer Steffen Ziffert, dem diesbezüglich am Samstag nichts weiter übrig bleibt als eine ungewollte Zuschauerrolle einzunehmen. „Ich werde vorher alles mit meinem Co-Trainer Mirko Jentzsch besprechen und abstimmen“, so Ziffert, der eine gewisse Zeit vor und nach dem Spiel keinen Kontakt zur Mannschaft haben darf. „Aber darüber mache ich mir überhaupt keine Gedanken, weil ich mich auf ihn zu hundert Prozent verlassen kann und weiß, dass er das problemlos hinbekommt. Ich habe da vollstes Vertrauen.“ Personell sieht es ähnlich wie am vergangenen Wochenende aus, so dass ein guter Kader für dieses Heimspiel zur Verfügung stehen wird. „Wir haben in dieser Saison daheim noch nicht verloren“, so der Grimmaer Coach. „Dies soll natürlich so bleiben – im heimischen Husaren-Sportpark müssen wir den Grundstein für eine erfolgreiche Saison legen.“ Hierbei kann der Gegner aus Zorbau natürlich eine zusätzliche Motivationsspritze sein. Gegen das Team aus dem Burgenlandkreis haben die Muldestädter bisher noch nie gewonnen. Nachdem die Blau-Weißen im September 2020 in Grimma sogar mit 3:2 siegreich waren, endeten beide Duelle in der vergangenen Saison unentschieden. Im Husaren-Sportpark kassierten die Platzherren, in Überzahl agierend, in der Nachspielzeit den 2:2-Ausgleichstreffer, im Rückspiel in Zorbau sahen die Zuschauer beim 1:1-Remis ein ganz schlechtes Oberligaspiel. Grund genug, dass die Muldestädter diesmal den Bock umstoßen, doch muss die Ziffert-Elf in den 90 Minuten alles in die Waagschale werfen, um diesen unbequemen Gegner bezwingen zu können.

Tom Rietzschel