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Richtige Einstellung gefragt – Grimma gastiert in Merseburg

Vorschau auf den 10. Spieltag der NOFV-Oberliga Süd zwischen

 

1. FC Merseburg – FC Grimma

 

Datum:            Sonntag, 17.10.2021

 

Spielort:          Stadtstadion, Merseburg

 

Anstoß:           14.00 Uhr

 

Nach zwei Oberliga-Niederlagen in Folge (Nordhausen/2:3, Halle 96/0:3) sowie dem Pokalaus gegen den Regionalligisten Chemnitzer FC (1:9) steht der FC Grimma in der Meisterschaft nun vor entscheidenden Wochen. Sicherlich, sieben Punkte aus neun Spielen sind nicht das, was man sich im Lager der Muldestädter vorgestellt hat, so dass die Mannschaft in den kommenden Wochen natürlich bestrebt sein muss, den Schritt in die richtige Richtung zu machen. „Es geht nur im Kollektiv“, so Trainer Alexander Kunert. „Jeder muss seine individuellen Fähigkeiten einbringen, dass die Mannschaft als Team funktioniert. Alle sind diesbezüglich gefordert – keine Frage, die derzeitige Situation ist angespannt.“ Dementsprechend wird das Team alles daran setzen, in den folgenden Begegnungen zu punkten, um diese bedrohliche Tabellenregion langsam verlassen zu können. Die erste Möglichkeit bietet sich bereits am Sonntag, wenn die Muldestädter beim Schlusslicht 1. FC Merseburg antreten. Der Anstoß im altehrwürdigen Merseburger Stadtstadion, wo in der Saison 1981/82 mit Chemie Buna Schkopau DDR-Oberliga-Fußball gespielt wurde, erfolgt um 14.00 Uhr.

Oberliga in Merseburg – das gibt es mittlerweile bereits im dritten Jahr in Folge. In der Saison 2018/19 wurde der damalige VfB IMO Merseburg in der Verbandsliga Sachsen-Anhalt zwar „nur“ Tabellenzweiter, doch aufgrund des Aufstiegs-Verzichts von Landesmeister 1. FC Romonta Amsdorf rückten die Merseburger daraufhin nach. In der Oberliga angekommen, sorgte der Neuling – unter dem neuen Namen 1. FC Merseburg – frühzeitig für Furore. Umso überraschender kam damals die Trennung von Coach Recardo Egel (Neu-Trainer 1. FC Bitterfeld-Wolfen), der Anfang November 2019 als Tabellen-Sechster von seinen Aufgaben entbunden wurde. Nachfolger wurde Daniel Ferl, dem es gelang, in den Corona-bedingt abgebrochenen Serien 2019/20 und 2020/21 den Verein mit den Plätzen 7 und 12 in relativ ruhiges Fahrwasser zu bringen. Zu Beginn der neuen Spielserie fand innerhalb der Mannschaft jedoch ein gewaltiger personeller Umbruch statt. Leistungsträger wie Kay Seidemann (Erfurt), Philipp Katzenberger, Valentino Schubert (beide Halle 96), Martin Dierichen (Sandersdorf) oder Benedikt Strauchmann (Zorbau) verließen den Verein – insgesamt verzeichneten die Merseburger zehn Abgänge. Dem gegenüber stehen sage und schreibe 14 neue Spieler. Doch nicht nur das. Auch auf der sportlichen Kommandobrücke gab es einen Wechsel, nachdem der Vorstand bereits Ende April diesen Jahres beschloss, den Vertrag von Trainer Daniel Ferl nicht zu verlängern. Als neuer Coach wurde Volker Dietrich vorgestellt, der u.a. von September 2007 bis August 2008 beim damaligen Sachsenligisten SV 1919 Grimma an der Seitenlinie stand. Dietrich war von Juli 2018 bis Anfang Dezember 2019 zusätzlich Coach beim SV Eintracht Sermuth. Unter dem erfahrenen ehemaligen Torhüter kamen die Merseburger aber nie so richtig ins Rollen, der Prozess des nahezu kompletten Umbruchs war erwartungsgemäß nicht in der Kürze der Zeit zu bewerkstelligen. So wurde Dietrich Mitte September nach einer 0:9-Klatsche in Krieschow freigestellt, nachdem der Coach in der Pressekonferenz nach dem Spiel auf die Missstände im Verein öffentlich hingewiesen hatte. Kurzum – der 1. FC Merseburg hat aktuell unruhige Wochen hinter sich, weil sich auch sportlich nicht der gewünschte Erfolg einstellte. Aktuell sind die Anhaltiner Schlusslicht der Oberliga – erst zwei erzielte Treffer und vier Punkte stehen auf der Habenseite. Um sich aus dieser misslichen Situation zu befreien, setzte der Merseburger Vorstand einen neuen Impuls. Nachdem Co-Trainer Sandro Franze die Mannschaft interimsmäßig daheim gegen Plauen und in Erfurt betreute, hat mit Matthias Zimmerling ein in der Umgebung bekanntes Gesicht seit einer Woche das Team übernommen. Weiterhin wurde mit Frank Günther ein Sportlicher Leiter präsentiert, der bis zur Vorsaison in gleicher Funktion noch beim VFC Plauen agierte. „Ich bin positiv angetan“, schildert Neu-Trainer Zimmerling seine ersten Eindrücke, der jedoch offen zugibt, dass er ohne die Inthronisierung des neuen Sportlichen Leiters diese Aufgabe nicht angenommen hätte. „Die Einstellung von Frank Günther war meine Bedingung, da ein Bindeglied zwischen Mannschaft und Vorstand vorhanden sein muss.“ Angesichts der aktuellen sportlichen Situation kann Zimmerling die Lage natürlich sehr gut einschätzen. „Wir brauchen nicht rumreden, dass der Klassenerhalt ein sehr schweres Unterfangen wird“, so der ehemalige Akteur des 1. FC Lok und der BSG Chemie Leipzig. „Nichtsdestotrotz reizt mich diese Aufgabe – einfache Sachen kann jeder machen.“ So konnte der Ex-Stürmer bereits am vergangenen Wochenende beim Pokalauftritt seiner Elf in Amsdorf erste Eindrücke gewinnen. Zwar konnten die Merseburger bei der 0:4-Niederlage auch dort nicht ihren Negativlauf stoppen, doch gibt sich Zimmerling kämpferisch. „Das Spiel haben wir bereits am Sonntag abgehakt, unser Fokus liegt nun zu einhundert Prozent auf der Heim-Begegnung gegen Grimma“, so der Neu-Trainer. „Auch diese Partie wird sicherlich richtig schwer, doch werden wir alles in die Waagschale werfen, um ein positives Ergebnis zu erzielen.“

Auf der anderen Seite ist die aktuelle Situation beim FC Grimma sicherlich auch angespannt, doch auch hier wird nicht die Flinte ins Korn geworfen. Natürlich traten aufgrund der Art und Weise des letztwöchigen Ausscheidens im Sachsenpokal einige Fragen auf – zumal man bei einem 1:7-Halbzeitrückstand gegen den CFC richtig Angst um die Mannschaft haben musste. Dies war natürlich auch Trainer Alexander Kunert bewusst, dem es nach der Partie sichtlich schwerfiel, die passende Worte zu finden. Demzufolge gibt es am Wochenende in Merseburg nur eine Richtung. „Ohne Wenn und Aber erwarte ich, dass meine Mannschaft am Sonntag die richtige Reaktion zeigt und das Chemnitz-Spiel vergessen macht“, so der akribische Coach. „Ziel muss es für uns sein, dieses Auswärtsspiel zu gewinnen, da ich nicht das Fernglas herausholen möchte, um zu sehen, wie wir die Konkurrenz aus den Augen verlieren.“ Optimistisch stimmt den Grimmaer Coach unterdessen, dass sich das Lazarett so langsam aber sicher lichtet. Nachdem Vincent Markus bereits am letzten Samstag im Pokal sein Comeback feierte, steht nun auch Toni Ziffert in den Startlöchern. Für die Begegnung am Sonntag werden außer dem langzeitverletzten Stefan Tröger einzig Kevin Ruppelt und Jakob Funken (beide verletzt) nicht zur Verfügung stehen. „Für uns wird es entscheidend sein, dass wir dieses Spiel mit einer 120%-igen Einstellung angehen“, so Kunert, der immer wieder deutlich auf die Wichtigkeit dieser Begegnung appelliert. „Wenn der Kopf funktioniert, haben wir den Grundstein gelegt. Jede Mannschaft, die in der Oberliga spielt, hat die Berechtigung dafür. Auch Merseburg!“ Insgesamt wünscht sich der Coach eine hohe Aktivität seiner Mannschaft, wobei er natürlich eine gewisse defensive Kompaktheit voraussetzt. „Wir denken fortan von Spiel zu Spiel“, so Kunert. „Jetzt haben wir Merseburg vor der Brust, wo wir genau wissen, was auf uns zukommt. Wichtig wird sein, dass die Truppe sich der aktuellen Situation annimmt, jedoch trotzdem das Potenzial auf den Rasen bringt. Doch ein was ist absolut unabdingbar: Vom Kopf her die richtige Einstellung!“

Tom Rietzschel